(A) -
Auf der Suche
nach der Information als Gegenstand des Bedenkens
A.0
Vorwort
Zwischen den Zeiten - Vor dem Beginn
einer neuen Zeit?
Im
Übergang von den 80er zu den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts ereigneten
sich zwei Zäsuren, die zu einer Beschleunigung der
Entwicklungen
weltweit führten ("Globalisierung"). Durch den Zusammenbruch des Ostblocks implodierte die
jahrzehntelange gesell-schaftspolitische Statik des kalten Krieges. Und Tim Berners-Lee
entwickelte die Grundlagen des World Wide Web (WWW). Einerseits ein
Großereignis, im anderen Falle eine vergleichsweise kleine,
individuelle Aktion in einem "stillen Kämmerlein" im CERN.
Seither
feiern die Praktiker der neoliberalen Mission ihre ungebremsten
Erfolge, und die politische Intelligenz, all ihrer Modelle verlustig,
scheint sprachlos geworden. Auf der anderen Seite sind ebenfalls seit den 90er Jahren mit der
explosionsartigen Ausbreitung des InterNets als World-Wide-Web umgestaltende
Kräfte freigesetzt worden, die in ihrer Gravität die Revolution durch
die gutenbergsche Drucktechnik bei weitem übertreffen werden. Wohin
treiben uns die Schwerkräfte des neoliberal geregelten "freien" Marktes
einerseits und der weltweiten Verinternetzung andererseits?
Mit
dem furiosen Durchmarsch des Neoliberalismus sind die alten, wohl
bekannten, Natur und Zivilisation zerstörenden "dunklen" Kräfte am
Werke, die einzugrenzen in früheren Zeiten seit der großen
us-amerikanischen Wirtschafts- und Agra- ("Öko-") krise und Roosevelts
"New Deal" selbst von den Liberalen
noch als ihre vornehmste Aufgabe angesehen wurde. Jene, die das
"lebendige Licht" der Erkenntnis und Aufklärung in diese dunklen, noch
naturhaft wütenden Vorgänge tragen wollen, besinnen sich bisher noch
erst zaghaft darauf, das "InterNet" (eigtl.: das WWW) - als Fortsetzung
der durch Gutenberg technologisch gerüsteten Aufklärung - zu ihrem
Werkzeug zu machen. Hier trennen sich jene, die zu Recht im InterNet
keine Möglichkeit einer ökonomischen Basis ihres Lebensunterhaltes
sehen, von jenen, denen es allein um die Sache selbst geht.
Aber
das Zögern hat darüber hinaus seine tieferen Gründe. Wissenschaftlich
vorherrschend wird der Mensch heute nur noch als ein Naturwesen
interpretiert, als ein "Teil der Natur" und allein deren ewigen Gesetze
unterworfen (Naturalismus, Physikalismus). Und da sich in der Natur "Seele und Geist" nicht finden
lassen, werden diese als bloße Einbildungen, Fiktionen aus den Bereich
des wissenschaftlich zu beachtenden ausgeschlossen(*). Daß der Mensch
abseits eines rein natürlichen Ablaufes des Geschehens Wissenschaft
betreibt, Erkenntnisse erarbeitet, Ideen, Vorstellungen, Visionen und
Utopien entwickeln kann, ein Verständnis von sich als bewußtes
Individuum, als Person hat, wird als behandlungsbedürftige Abweichung
von "der Natur", die auch die seine sein soll, bezeichnet (weltlenkende "Spitzenpolitiker" reden von: "Wer
Visionen hat muß zum Arzt gehen", und stützen sich dabei auf Wissenschaftler, für die Selbstbewußtsein, freier Wille
und Erkenntnisse lediglich neurologisch vorgegaukelte Täuschungen sind). *)
Mangels substantieller Erfolge durch bunte Fleckchen auf
Tomographenmonitore, betreiben einige Neurobiologen einen monistischen
Feldzug gegen den Dualismus, gegen freien Willen, Wahrheit und
Erkenntnis, alles, was partout auf ihren Monitoren nicht zur Erscheinung
zu bringen ist. Was wäre der Monismus schon ohne den Dualismus? Wenn
zwei sich streiten, dann geht es immer auch um freien Willen, Wahrheit
und Erkenntnis. Ganz offensichtlich ist dieses also kein Streitfall,
sondern ein Fall für moderierende, wissenschaftstherapeutische
Gespräche.
Hier
trifft sich der naive, romantische Naturalismus der "Zurück zur
Natur"-Bewegung der 70er Jahre und der historische (Seins-)
Materialismus mit
seiner (Wesens-) Mechanik der Geschichtsentwicklung (Klassen-Mechanik)
einerseits, mit der durch
psychologisierende Quantenphysik (Kopenhagener Deutung; W. Kuhn: "Sein
ist gemessen werden") und absolute Mathematikhörigkeit
geprägten neo-naturreligiösen Weltgeist-Physik in weiten Bereichen der
Naturwissenschaft, die auf der politischen Oberfläche als
"kapitalistische Internationale" ("Globalisierung"), als neoliberaler
Sozialdarwinismus und ökonomische Mechanik der
Wirtschafts-"wissenschaften" in Erscheinung tritt, andererseits. Gemäß
der Anregung durch Hayek, sich nicht direkt in Wissenschaft oder Parteien zu engagieren,
sondern "private Institute" zur Einflußnahme ("Lobby"-Arbeit) zu
gründen, sprießen private
Wirtschaftsinstitute wie die Pilze aus dem Boden, deren
Lenker, von reichen Quellen ernährt und mehr von Überzeugungen besessen
als durch Wissen gebildet, als Wirtschaftsmechaniker wie ein Captain
Ahab dereinst seinen weißen
Wal, mit allerlei Un-Sinn den sozialen "Mißbrauch" wirtschaftlicher
Ressourcen verfolgen und
bekämpfen - und weit und breit sind keine wissenschaftliche Starbucks
zu sehen.
Menschliche Vereinbarungen, Frieden durch Verträge, durch ein Sich-Vertragen-Wollen
geschaffene Rechte und Gesetze scheinen wertlos, nutzlos, wenn
angeblich doch alles nur von ewigen, unbeeinflußbaren natürlichen
Kräften geleitet sich in Bewegung befindet. Sie stören, behindern nur
das natürliche Geschehen, verursachen erst durch ihr Vorhandensein
menschliches Leid und Katastrophen (insbesondere durch die
Konkraproduktivität hinsichtlich des superfluiden, superscheuen "Rehes"
Kapital - jener alles Handeln bestimmenden, fokussierenden, an den Hauptmast der Peqoud
genagelten Goldmünze -, das durch keinerlei Regelungen von seiner rein
mechanistischen
Eigengesetzlichkeit abgelenkt werden könne). Erst wenn alle
menschlichen Regelungen beseitigt sind, die Gesetze der (Kapital-) Natur endlich
wieder ungehindert wirken können, erst dann wird das menschliche Leid
auf das durch die Natur bestimmte mögliche Minimum reduziert(*). Jene, die
dann immer noch leiden werden oder gar zu Tode kommen, leiden und
sterben dann quasi in ganz "natürlicher" Weise. Allein die Natur soll
als Menschenzüchter wirken, die "Schwachen" zu Gunsten der "Stärkeren"
ausmerzen, nicht der Mensch den Menschen (ver-) bilden.
*)
Beispiel: Gemäß den angeblichen Naturgesetzen des "freien Markes" sei
Arbeitslosigkeit unmöglich. Diese werde allein nur durch Geldzahlungen
nicht einsichtiger "Gut-Menschen" an nicht-arbeitende Personen
verursacht und verstetigt (siehe zB: ^Stiglitz: Krise und Kritik ab Minute 45; grundsätzlich: ^Ulrich, Peter: Moralspritze für die Wirtschaft)
Der
Mensch, so scheint es zur Zeit, schafft es nicht mehr, sich gegen die
Natur zu behaupten; gegen die Natur und ihre sich selbst ernannten missionierenden Agenten in
Menschengestalt. Oder genauer gesagt, schafft er es zur Zeit nicht,
sich politisch und wissenschaftlich diskursiv gegen eine "Church of
Natural 'Science'", gegen eine "Kirche der [Pseudo-] Naturwissenschaft" zu
behaupten. Die Aufklärung, so der Eindruck, ist in ihrem Kampf gegen
religiöse Wahnideen sprachlos geworden. Die Dämme gegen die Barbarei
versagen zunehmend.
Diese neoliberale Bewegung - nicht für die Freiheit des Menschen,
sondern für die Freiheit, für die Diktatur der Gesetze der Naturkräfte - wandert auf
dem treibsandigen Paradox, daß angeblich zwar die Naturgesetze des
freien Marktes als erkannt behauptet werden, aber aus unerklärten,
nicht darstellbaren Gründen, im Gegensatz zu allen anderen
Bereichen der Natur, diese Erkenntnis nicht in eine Herrschaft des Menschen
über eben diesen "Naturbereich" umgemünzt werden kann. In diesem inneren
Selbstwiderspruch, der allein schon die Erkenntnis-behauptung der
frechen Lüge überführt und die tatsächlichen Vorgänge demnach ganz
"anderer Natur" sein müssen, offenbart sich der rein ideologische
Charakter dieser Bewegung eines reinen Glaubens, der die Fähigkeit zur kritischen
Rationalität durch ihre absolute Gläubigkeit an ihre ewiglichen und
mechanistisch-monistischen Dogmen völlig abgeht.
Wissenschaft ist das gerade
Gegenteil dessen, was diese Wirtschafts-"wissenschaft" betreibt. Sie
beschädigt nicht nur insgesamt das Ansehen der Wissenschaft als Zentralinstitut der Aufklärung in den Augen des
Staatssouverän. Sie paralysiert durch ihre ideologischen
Unterwanderungen die
Politik, die Kultur, und letztlich dann die Wirtschaft und die
Wissenschaft
selbst. Von Melvilles Peqoud überlebte nur einer, Ismael. Ismael, der
von der (von dieser) Gesellschaft verstoßene, biblisch der Stammvater der Araber.
Die zweite, andere "Mega-Dynamik" seit Anfang
der 90er, die explosionsartige Zunahme der Verfügbarkeit von Dokumenten
im InterNet, hat die Diskussionen zum Begriff der Information erneut
verstärkt. Unverändert ist jedoch das Übergewicht rein mathematischer
Konzepte, die entweder spezielle, isolierte technische Fragestellungen
betreffen, oder bei denen völlig im unklaren bleibt, was denn diese
Mathematiken eigentlich beschreiben wollen. Als Folge der rasanten
Ausbreitung des InterNets treten aber zunehmend Fragen hinsichtlich der
Bedeutung der Information aus Sicht der menschlichen Praxis in den
Vordergrund. Dadurch gewinnen die Diskussionen endlich einen
realistischen Kontext diesseits rein technischer Betrachtungen oder
rein naturalistischer Ideen.
Bei dieser neuen
"Top-Down"-Perspektive im Gegensatz zu den jahrzehntelang
vorherrschenden mathematisch-naturalistischen "Bottom-Up"-Perspektiven,
ist Information nicht a priori verkürzt "definiert". In dieser
Perspektive harrt das gesamte Spektrum der Aspekte des Phänomens der
Information seiner erst noch zu begründenden Aufklärung. Im
Rückwärtsgang durch die Evolution suchen wir jenen Zeitpunkt des
erstmaligen Auftretens von Information in dem Sinne, daß alle uns
bekannten Attribute zumindest in rudimentärer Form gegeben sind. Für
den Autor dieser Zeilen ist dies die Fähigkeit zur Selbst-Replikation
(self copy), der Ursprung des Lebens. Denn die fundamental
unverzichtbare Eigenschaft der Information ist die sich erhaltende oder
verändernde Kopie bzw. Replikation von etwas, das in der Information
"drinnen steckt" und sich auf diese "kopierende" Weise entgegen der physikalischen Entropie erhält, und
andererseits schon im Ursprung sich von eben diesem abtrennte, ohne daß
dabei die Form des Ursprungs vernichtet oder "verbraucht" wurde, wie dies im völligen
Gegensatz dazu bei allen physikalischen Wirkungen bzw.
"Kommunikationen" der Fall ist (=> Entropie; Ausnahme: Katalyse). Information ist also wesentlich etwas,
das im Informationsprozess durch "kopierende Vermehrung" sich gegen die
alles zerstörende physikalische Entropie-Tendenz zumindest zu erhalten
versucht, und auf diese Weise eine entropieüberwindende,
"metaphysische" Qualität realisiert.
Wir könnten den Informationsprozeß als eine Organisation zur Verwertung
einer spezifischen, immateriellen Art der "Nahrung", den Informationen
auffassen. Dieser "Informations-Organismus" hat eine spezifische Art
seines Wachstums und seiner Evolution. So wie der körperliche
Organismus seine Mittel selbst "herstellt" (Sinne,
Bewegungs-Mechanismen etc.), so gilt gleiches für den
"Informations-Organismus". So wie in der körperlichen Evolution neue
Qualitäten sich herausentwickelt haben, so vergleichbar für die
Evolution des Informations-Organismus, an dessen bisherigen Ende das
steht, was wir "Geist" nennen. Wenn wir nunmehr im Zusammenhang mit
Geist von einer evolutionären Entwicklungsform des
Informations-Organismus reden können, so bedeutet dies, daß wir von
einem freischwebenden, rein synthetischen Begriff des Geistes, nunmehr
auf dem Wege sind, hin zu einem demgegenüber vergleichsweise unendlich
konkreteren Begriff und Verständnis dieses Phänomens.
Um
von einem Informations-Organismus und seinen evolutionären
Entwicklungen und Hervorbringungen (anschaulich: z.B. das Immunsystem)
reden zu können, setzt voraus, den eigentümlichen "Gegenstand" dieses
Prozesses ("die Information") - und damit die ihm eigentümliche
Wesensart - als solchen überhaupt erst einmal wahrzunehmen. Dabei soll
nicht die Existenz geheimnisvoller neuer Eigenschaften des Universums
("Infone", "Psychone", "Quanten-Information", "Micro-Tubuli",
"morphogenetischer Felder" uam.) unterstellt werden, sondern das
Grundprinzip des Lebens: der Hyperzyklus mit seiner Selbst-Katalyse und
"Selbst-Kopie" (Vermehrung) wird zur Grundlage eines Begriffs der
Information, deren wesentliche Eigenschaft die Soziabilität
(= Passung) im Informationsprozess ist. Als Vorgänge im
Sinne der Information betrachten wir z. B. die Umwandlung
physikalischer Potentiale ("Signale") von "intelligenten" Sensoren - beispielsweise
der Retina des Auges, oder der Hörschnecke des Ohres - in kodierte
"Datenströme" durch die Nervenleitungen, denen die ursprüngliche
Herkunft dann nicht mehr anzusehen, nicht mehr voneinander
unterscheidbar ist. Analoges geschieht auf höherer Ebene bei der
Spracherkennung, in der Worte identifiziert, und deren Folgen zu
Aussagen verknüpft in unserem Bewußtsein aufsteigen. Mit der Sprache
entstand eine neuartige Wirkungsqualität, die sich im Laufe der
Evolution zu einem virtuellen "Weltbaukasten" weiter-entwickelt hat, mit
dem "Weltbilder", "Weltmodelle", Theorien der Welt auf je
unterschiedlichen Fundamenten begründet und im Detail immer weiter
ausdifferenziert herausentwickelt werden können. Diese "Weltbilder"
wiederum dienen uns in der Kommunikation mit anderen, um unsere
Handlungen untereinander abzustimmen, um gemeinsame Ziele zu
organisieren. Im Streit unterschiedlicher Weltbilder geht es entweder
darum, deren jeweilige Übereinstimmung mit der realen Welt beständig zu
verbessern, oder auch nur die Vorherrschaft einzelner mit diversen
Mitteln zu erreichen und/oder zu sichern.
All diesen so
breit gefächerten Vorgängen soll gemeinsam und grundlegend "die
Information" sein. "Die Information" wird in dieser Perspektive zu dem
Generalschlüssel für ein Verständnis aller lebendigen wie zugleich auch
aller geistigen und sozialen Vorgänge. Neben den klassischen Kräften
der "Materie" - der Gravitation und die der freien Bewegung (Kinetik) -
wird "Information" nunmehr als neue, zusätzliche und allein dem Leben eigene "Kraft" bzw.
Wirkungsqualität verstanden. Die Wirklichkeit der Information scheint
uns allen aus unserem Alltag heraus selbstverständlich und
unbestreitbar. Auch die Beschreibungen ihrer unterschiedlichen Aspekte
sind sehr detailreich. Trotz dieser übermächtigen Evidenz und der
analytisch so klar identifizierbaren Aspekte bleibt uns "die
Information" letztlich bislang nicht (be-) "greifbar". Im Rahmen unserer
bisherigen Weltbilder bleibt Information ein nicht integrierbarer
Fremdkörper. So wird denn z. B. versucht, deren Wirklichkeit als
"zwischen" den physikalischen Relationen versteckt wirkend, als
physikalische Eigenschaft "der Form", der "Muster" oder der "Ordnung"
zu verstehen, ohne daß damit ein grundlegendes Verständnis sich
eröffnen würde - weder aus physikalischer (die eines solchen Zusatzes
nicht bedarf), noch aus geistiger, lebendiger oder sozialer Sicht.
Daß wir einerseits die lebendigen, geistigen und sozialen Vorgänge als
mit der Information grundlegend verbunden betrachten, und andererseits
Information in dem Gegenstandsbereich der Physik und in den auf dieser
Physik gründenden Naturwissenschaften überflüssig ist wie ein Kropf -
und diesen auch nicht zwanghaft untergeschoben werden kann -, zeigt
uns, daß Information offenbar zwischen den Weltbildern der
Naturwissenschaft und der Geisteswissenschaft angesiedelt ist, ohne
jedoch in dem einen oder dem anderen integrierbar zu sein. Das Problem
eines grundlegenden Verständnis der Information ist untrennbar mit der
Unverträglichkeit der Information mit diesen beiden dualistisch
herrschenden Weltbildern verbunden. Damit ist die Information als
empirisches Phänomen der Ansatzpunkt für ein weiteres, für ein neues,
drittes Weltbild, das zudem vielleicht auch in der Lage ist, den
unvereinbar herrschenden Weltbilddualismus zu überwinden.
Die niedrigste Schwelle, wo wir meinen, Information noch identifizieren
zu können, ist das Leben. Damit liegt der Weltbildfokus auf dem
Ursprung des Lebens, der aber im naturwissenschaftlichen Weltbild keine
Zäsur in Form einer neuen Wirkungsqualität darstellt, sondern eine
reine Fortsetzung der ewigen physikalischen Gesetze ohne jegliche
besondere Bedeutung ist. Gleiches gilt für das geisteswissenschaftliche
Weltbild, für das Lebewesen lediglich natürliche Maschinen sind, die
allein den Gesetzen der Natur, des Universums folgen. Das Leben als
eigentümliche Qualität im Universum wird durch die große dualistische
Koalition hinwegdefiniert, ausradiert, dikursiv stumm gestellt.
Niemand also, mit Ausnahme der Fundamentalisten der verschiedensten
Schattierungen, wüßte bisher zu raten, wie den zunehmend aus den Fugen geratenen
Entwicklungen durch ein grundlegendes
Verständnis der Ursachen korrigierend zu begegnen wäre.
Ein
Ende der Idee der Beherrschbarkeit der Entwicklungen, des
Fortschrittes, ein Ende der Idee der Vernunft als Grundlage einer
Aufklärung zum Wohle der Menschheit wird verkündet. Stattdessen ist ein
die ehemals
göttlichen Ordnungen ablösendes, jetzt den natürlichen
Ordnungen und
Entwicklungen
ohnmächtig sich Hingeben, sich Unterwerfen und Überlassen der einzelnen
isolierten Individuen ("Ich-linge") zum
herrschenden Heils-Dogma geworden (Darwinismus, "freier Markt"). Gegen dieses Dogma können sich die
modernen Kräfte
der Aufklärung - die dieses als das ursächliche und eigentliche
Unheils-Dogma der Negierung jeglicher menschlicher Freiheit und
Verantwortlichkeit verstehen - zunehmend schwieriger erwehren.
Die Auflösung, der Verfall der Kräfte der modernen Bewegungen hat
ebenso seine Ursache in diesen radikalen und schnellen Wandlungen. Auch
die Vernunft als Grundlage der Aufklärung ist durch diese Entwicklungen
unterhöhlt worden; Entwicklungen, auf die auch die Vernunft bisher
nicht zu reagieren weiß. Eine Rekonstruktion, eine Wiederinstandsetzung
der modernen Kräfte ist nur auf der Grundlage einer Integration der
zwischenzeitlich eröffneten Einsichten möglich.
Die Argumente der folgenden "Einleitung
zu einer
allgemeinen Theorie der Information"
bewegen sich an der
Schnittstelle
des Überganges von den gesicherten physikalischen Erkenntnissen hin zu
den immer noch rein spekulativen Bereichen; insbesondere dort, wo
gesicherte physikalische und biologische Erkenntnisleistungen behauptet
werden, die jedoch bei nüchterner Betrachtung erkennbar in einem
ideologischen
spekulativen Überbau eingebettet, aus systematischen
Gründen den eigentlichen Gegenstand ihrer Betrachtungen bisher jeweils
völlig verfehlen.
So folgt aus der
Behauptung, daß Erkenntnis gar nicht möglich sei (Glaßersfeld u.a.), daß eine solche Behauptung selbst ebenfalls nicht als
Erkenntnis gelten kann(*). Es herrscht eine grundsätzliche Opposition
zwischen erkenntnisorientierten (Physik, Wissenschaft, Aufklärung,
Moderne, Geist und Leben) und "überlebensorientierten" (Darwin,
Haeckel, Faschismus, Natur und Naturalismus, Funktionalismus,
Neoliberalismus) Generalanschauungen. In den Auseinandersetzungen ist
dies grundsätzlich zu beachten, und eine fehlende Wahrnehmung dieser
Grunddifferenz ist Ursache vielfältigster "Mißverständnisse". Eine
Diskussion zwischen beiden "Lagern" ist im Grunde unmöglich; der
Überlebens-Ideologie fehlt mangels Rationalität die Kritikfähigkeit, da
ihre Gläubiger von "der Wahrheit, der wahren Erkenntnis dieser Naturgegebenheit" einerseits
notwendig absolut überzeugt sein müssen, andererseits aber gerade
jegliche wahre Erkenntnis ihrer eigenen Ideologie zufolge unmöglich ist(**).
*)
Es hängt davon ab, wie Erkenntnis definiert wird. Natürlich kann ich
so definieren, insbesondere absolutistisch, daß es richtig ist, daß es
so etwas nicht geben kann, und auf diese Weise eine Anti- oder
Un-Wissenschaft betreiben. Es
ist nicht die wissenschaftliche Aufgabe und Herausforderung, etwas
so zu verzerren, von dem dann behauptet werden kann, daß es solches
nicht gibt.
**)
Im Alltag der neo-liberalen Mission herrscht das Prinzip, daß der Dieb
"Haltet den Dieb" ruft, um von sich und seiner "Vorteilsnahme"
abzulenken, diese zu verschleiern (so z.B. im Kampf gegen die
"Umverteilung", die die eigenen Umverteilungsgewinne schmälert; im
Lamento gegen die ohne Arbeit im Wohlstand lebenden "asozialen"
Sozialhilfeempfänger von Seiten der Lobbyisten der ohne Arbeit im Wohlstand lebenden
Kapital-Rentner). Dieser Ablenkungs-Trick scheint legitimiert, ja, wird sogar positiv als
"soziale
Kompetenz" verstanden, da es ja nicht um rationale Auseinandersetzung,
sondern allein um das letztendlich individuelle "Überleben", der
eigenen, individuellen Vorteilsgewinnung und Vorteilsbewahrung geht.
Ein rational orientierter Kopf gerät zunächst in eine Selbstblockade,
vermutet, er habe die "Gegenseite" noch nicht ganz, noch nicht richtig
verstanden, auf Grund des so offensichtlichen rationalen
Fundamentalwiderspruchs. Aber die "Gegenseite" gründet eben nicht
rational, sondern dogmatisch (hier: homo oeconomicus, Prinzip der Maximierung allein des persönlichen Nutzens).
Es existiert ein Bereich fehlender Begründungen im Übergang
von den gesicherten Erkenntnissen der Physik auf der einen Seite, und
den ebenfalls gesicherten Erkenntnissen der Biologie und Neurologie
andererseits. Dieser "blinde Fleck im Auge" der Wissenschaft und
Aufklärung ist aus meiner Sicht durch die Ignoranz zweier fundamentaler
Tatsachen verursacht:
I -
Einerseits wird
wider (und zugleich ursächlich bisher mangels) besseren Wissens(*)
immer noch so
geredet als sei die ^Zeit
immer
noch als eine originär physikalische Dimension (Newtons "absolute
Zeit", oder Einsteins "Raum-Zeit"), und nicht allein als ein Phänomen
des menschlichen Denkens, ja,
wohl allein als ein originäres Vermögen des
Lebens selbst(**), als eine auf der Grundlage der lebendigen Fähigkeit zur
Selbsterhaltung sich eröffnenden "Dimension" aufzufassen (auch zum
Nachteil einer möglichen
Weiterentwicklung der Physik selbst, denn es kann in physikalischen
Zusammenhängen nicht von der Relativität einer nicht-physikalischen
Größe, hier: der Zeit gesprochen werden; damit werden nur die
tatsächlichen physikalischen Zusammenhänge sprachlich anthropozen-trisch verdeckt,
"unsichtbar"). Es gibt keine physikalischen Uhren(***).
Zeit durch
"Zeit-Messung"
(biologische/technische Uhren) ist allein ein Vermögen und ein Resultat, eine "Dimension" der
"lebendigen
Materie" (ohne Informationen keine Zeit, und ohne
Zeit keine Informationen).
*)
Es
gäbe zwar die formal zeitlose Wheeler-DeWitt-Wellenfunktion, wodurch
(geistige) Zeitparameter durch die (physikalische) Expansionsrate des
Universums ersetzt werden, aber dies würde die Aufgabe der fundamental
physikalistischen Weltanschauung voraussetzen - die Erkenntnis
bedingen, daß allein das dem Menschen "metaphysisch" mögliche
Zeitempfinden Grundlage für die Möglichkeit "der Physik" (als eine
Beschreibung des Universums durch das menschliche Leben) ist. Siehe
hierzu in Ansätzen: ^Zeh, H. D. - Über die
"Zeit in der Natur" und insbesondere ^Michael
Weh: Schelling und die modernen physikalischen Theorien.
**)
Zeit vergeht nicht, ändert sich nicht, ist immer hier, von Sekunde zu
Sekunde, ohne Unterbrechung, ohne Anhalt. Solange ich lebe ist die Zeit
mir absolut und unvergänglich. Sie ist die Ewigkeit in der ich lebe.
Ich kann sie nicht sparen, oder ihrer zu wenig haben, denn sie ist mir
unveränderlich, von mir unbeeinflußbar.
***)
Augustinus kennzeichnete das Problem mit der Zeit dergestalt, wie man
etwas messen kann, bei dem der Anfang schon vergangen und das Ende noch
nicht gekommen ist (Lösung: die ^memoria).
II
- Zum zweiten wird so geredet als sei das
^Leben (ebenfalls) "natürlich"
- "natürlich" dabei im Sinne einer bloßen
Fortsetzung, Fortschreibung der Physik
(=>Darwinismus), denn
eine
andere "Natur" außer der physikalischen ist (natur-)
wissenschaftlich
bisher
noch nicht begründet. Für die Naturwissenschaft (wie im übrigen auch für die Geisteswissenschaft) gibt es denn auch
keinen "Ursprung
des
Lebens"
(und für die Geisteswissenschaft zusätzlich keinen Ursprung des Geistes;
=> die "große dualistische und anti-evolutionäre Koalition"(*)), keinen "origin of life"
der qualitativ, also auch
in der Art der
Wirkungsweise einen Unterschied, eine Zäsur in dem physikalischen
Gesamtgeschehen markieren
würde (es gibt lediglich Darwins "Ursprung der Arten"
("Origin of Species"), bei dem ein möglicherweise qualitativer Ursprung
des Lebens unbeachtet bleibt). Die
physikalische Natur
ist ausgedehnt bis hin zu jenem dualistischen
Abgrund, der diese von dem Geiste
trennt. "Vermehrung", genauer
"Selbst-Vermehrung"
(Selbst-Kopie, self-copy) als ursprünglicher, begründender Wesenskern
des Lebens aber
ist kein originär (im engeren Sinne)
physikalisches Phänomen sondern allein erst ein Vermögen
des
Lebendigen, der "lebendigen Materie" (=> beginnender
Hyperzyklus).
Das Leben ist nicht physikalisch
sondern hyperzyklisch,
= auto-motiv
und "selbst-wirklich",
auto-katalytisch,
"eigen-weltlich",
selbst-/auto-deterministisch.
Physikalische
Objekte vermehren (kopieren) sich
nicht
- schon gar nicht "selbst". Das Anspringen, das Einsetzen
des Phänomens der Selbst-Kopie setzt
einen qualitativen Bedingungsrahmen voraus (die hyperzyklische
funktionale Passung (Soziabilität,
=>Information)),
so daß dieses nicht mit der
vorgängigen physikalischen Natur als solche gleichgesetzt, auf diese und allein
deren Gesetze nicht reduziert
werden kann. Hier
liegt ein qualitatives,
selbstbezügliches "Add-On"
vor.
Für Qualitäten allerdings - nicht nur der Qualität des Lebens
als
solche, sondern generell -, und dies dürfte für die bisherige
Entwicklung insgesamt ausschlaggebend gewesen sein, sind alle rein
mathematisch-empirisch orientierten und reduzierten Physiker und anderen
Naturwissenschaftler prinzipbedingt völlig blind (siehe ^Feynman: Mathematik und Physik)(**).
Zur Frage der Qualitäten ist auch ein Hinweis von Gotthard Günther
erhellend, wenn er anmerkt, daß "jede Qualität den Geruch des Irdischen
[= zeitlichem; "Schattenwelt"] an sich hat, das in dem Feuer des
Absoluten [= ewig, zeitlosem] zu Asche verbrennt" (in: ^Der Tod des Idealismus und die letzte Mythologie).
*)
Für Descartes (1596-1650), dem Begründer des neuzeitlichen Dualismus, waren die
Lebewesen "natürliche Maschinen", eine Anschauung, die mit La Mettrie
("L'homme machine" ("Der Mensch als Maschine")) im 18., mit dem
Darwinismus im 19., dem Faschismus in der ersten Hälfte, und mit dem
Neoliberalismus (Stichwort: "Globalisierung"; Reagen, Thatcher), einschließlich der
rechten, nun nicht mehr National- sondern "Globalsozialisten" unter Schröder/ Steinmeyer/ Scholz in
Deutschland, seit Ende des 20. Jahrhunderts ihre ideologischen
Höhepunkte gefunden hat.
**)
Junkermann, in seiner Kritik zur herrschenden mechanistischen
Wirtschaftswissenschaft, formuliert dies wie folgt: "So tritt die
inhaltliche Interpretation gegenüber der mathematischen Formulierung
zurück, und die quantitative Messung ohne präzise Definition dessen,
was gemessen wird, ist der wesentliche Ausdruck dieser zunehmenden
Mathematisierung" (^2006.34),
und zitiert Arni
(ebd., S.38): "Ökonomische Theorie ist zu einem guten Teil mit der
Konstruktion und Untersuchung fiktiver Modellwelten befasst, die kaum
etwas mit der wirklichen Welt zu tun haben". O-Ton Peter Sloterdijk:
Wirtschaftswissenschaft als "Spielwiese mathemati-sierender Spinner".
Bei aller wirklich außerordentlich zu zollenden Hochachtung vor dem
"Phänomen der Mathematik", die entscheidende Frage ist letztlich, ob
der je betroffene noch Herr seiner selbst bleibt, oder sich in
absoluter Demut magisch-religiös verliert. Letzteres trifft vermutlich nicht auf
Einstein zu, aber er verdeutlicht den Einfluß der Mathematik am
24.1.1938 in einem Brief an Lanczos: "Vom skeptischen Empirismus, etwa
von Machscher Art herkommend, hat das Gravitationsproblem mich zu einem
gläubigen Rationalisten gemacht, d.h. zu einem, der die einzige
zuverlässige Quelle der Wahrheit in der mathematischen Einfachheit
sucht."
Der entscheidende Unterschied zwischen (durchaus
möglicherweise interessanter) mathematischer "Spielerei" und
wirklichkeitsbezogner mathematischer Formeln ist die eindeutige
positive Bestimmung des zugrundeliegend Messbaren.
Historisch ist das "Selbst", das für den Physiker und
Naturwissenschaftler nur die Energie bzw. "das Universum" sein kann
(die Behauptung einer "Selbstorganisation der Materie"), erst eine
recht neue Begriffsbildung (=>Selbst-Organisation
(="Selbst-Übersetzung"), =>Evolution des personalen Individuum
(Neuzeit und Aufklärung)). Die "Selbst-Vermehrung" jenseits des
göttlichen Gebotes "gehet hin und mehret euch"(*) wurde
seit dem Mittelalter allein im Zusammenhang mit dem Wucher, der
an Alchemie erinnernden wuchernden Selbstvermehrung des Geldes durch Zins und Zinseszins
wahrgenommen und als satanische Zauberei wider der ewigen,
unwandelbaren göttlichen Ordnung (göttliches Schöpfungs-Monopol)
verteufelt. Die Idee einer tatsächlichen und allein
Selbst-Vermehrung
(oder gar primären Selbst-Schöpfung) des Lebens ohne beteiligte
"göttliche Fingerei" oder "Seelenwanderung" dürfte für unsere Vorfahren
mangels unserer heutigen Kenntnisse wohl völlig jenseits ihrer
Vorstellungskraft gelegen haben. Welche Erkenntniswelten zwischen
unserem heutigen Wissen über die Lebensvorgänge und dem "Wissen" noch
vor nur fünf bis sechs
Generationen liegen - wovon hier also überhaupt die Rede ist -, dazu
mag ^Bauer, "Körperbild und
Leibverständnis"
einen ersten Eindruck vermitteln. Das Ausmaß des zwischenzeitlichen
Fortschrittes ist im allgemeinen kaum bekannt und ohne entsprechende
Informationen über den heute üblicherweise allgemein verbreiteten
Wissensstand hinaus schlicht
unvorstellbar. Eine entsprechende
Kenntnis des Kontextes der frühen theoretischen Entwicklungen ist eine
notwendige Bedingung zur angemessenen Einordnung
der folgenden Argumente. Zu
dem fehlenden Lebensbegriff in den Naturwissenschaften
geben Bambauer und Illies in ^"Der systemtheoretische Lebensbegriff aus
philosophischer Sicht"
am Beispiel der Konzepte von Maturana, Riedel und Hans Jonas einen
Einblick. Im Anschluß an die dort gegebene Argumentation kann die hier
mit dieser Einleitung vorgestellte Sichtweise als deren Fortsetzung
gelesen werden. Ein Überblick zum aktuellen Verhältnis von Biologie und
Naturwissenschaft findet sich in ^"Über Naturgesetze und
Evolution" (Berta u. Helmut Moritz).
*)
später sprach Malthus (1766-1834), englischer Ökonom, in seiner Theorie
der Überbevölkerung von einer "furchtbaren"
Vermehrung, in der er die Ursache für die Armut sah. Diese "negative
Aufladung" des Phänomens der Vermehrung - dem Ur-Phänomen des Lebens -
steht diametral gegenüber der tiefgreifenden Faszination, die sich uns
heute aus der Kenntnis der tatsächlichen Vorgänge eröffnet hat. Aus
heutiger Sicht
wäre statt dessen von einer "furchtbaren" Unwissenheit zu sprechen,
wobei die darwinsche Theorie (1859) mit ihrer energetischen
In-Kontext-Stellung des Lebens zwar einen ersten Fortschritt geleistet
hat, diesen aber zugleich bis in die heutigen Tage durch die völlig
unwissenschaftliche Auslese-/Selektionstheorie (-ideologie) ins Abseits
verdrängt hat. Die Selektionstheorie wäre allenfalls für
erkenntnisblinde Arten zutreffend, nicht für den Naturwissenschaft
betreibenden Menschen, der mittels seiner Erkenntnisse sich noch über
diesen gegebenen
physikalischen Rahmen hinaus erhebt und diesen zu zerstören in der Lage
ist. Mit dem erneut wieder rasant zunehmenden ökonomischen und
politischen Darwinismus
herrscht
eine "paradoxe Blindheit" in der Anwendung rein ideologischer
darwinistischer Ansichten (Selektionstheorie, (vermeintlicher)
"Naturalismus") einerseits, und der völligen Ignoranz
naturwissenschaftlich demgegenüber tatsächlich stichhaltiger
darwinscher Argumente (physikalische Abhängigkeit, Unmöglichkeit
beliebigen, ewigen Wachstums) andererseits; mithin also eine einseitige
Selektion der die vermeintliche (Natur-) "Auserwähltheit" der
Profiteure der
herrschenden Verhältnisse legitimierenden unwissenschaftlichen reinen
Ideologie, bei gleichzeitig völliger Ignoranz der naturwissenschaftlich
tatsächlich relevanten Anteile. Kritiker des Darwinismus geraten bei
dieser Gemengelage leicht in die Gefahr "das Kind mit dem Bade
auszuschütten", sich zugleich der Möglichkeit zu berauben, die Kritik
auch auf naturwissenschaftliche Erkenntnis zu gründen, mit der allein
der innere Selbstwiderspruch der Ideologie des (Selektions-)
Darwinismus ("Naturalismus") tatsächlich
radikal aufgedeckt werden kann (immanente Kritik, ohne zusätzlich
extern zu konstruierenden und zu legitimierenden Standpunkt;
siehe: Teil A des folgenden Textes).
Es wird
entscheidend darauf ankommen den eigentlichen Schnittpunkt, den
eigentlichen Sprung von der gesicherten Erkenntnis hin zu den jeweils
nur noch rein
spekulativen Bereichen und deren pur phantastischen, ideologischen
Weltbildern möglichst exakt in den Fokus zu bekommen. An
diesem Scheidepunkt endet die Kraft des Verstandes und der Vernunft.
Nur an dieser Stelle, nur an diesem Schnittpunkt sind
Weiterentwicklungen aus der Perspektive gesicherter Erkenntnisse
ansetzbar. Diese Grundstruktur allein bestimmt die Entwicklung der
folgenden Argumente. Damit ist ein simpler, "kompakter Hebel" gegeben,
der die Möglichkeit eröffnet noch "hinter"/ "unter" die Grundlagen
der bisherigen Varianten der vorherrschenden Weltanschauungen Licht zu
bringen und so neues erkennbar werden zu lassen.
Im folgenden wird
darstellt, wie als Ergebnis der zwischenzeitlich gewonnenen
Erkenntnisse die bisherige Verstandesgrenze zu überschreiten und in
den Bereich des
bisher noch nur rein spekulativen klärend und erhellend vorzudringen
wäre.
Damit wird der Bereich des intellektuell faßbaren ausgeweitet. Neue
Erkenntnisinstrumente entstehen, durch die die bisher unbeherrschbar
erscheinenden Entwicklungen in ihren eigentlichen Ursachen erkennbar
und behandelbar werden könnten.
Sollten
die hier aufgezeigten Grenzlinien, Widersprüche, Unzulänglichkeiten und
Unhaltbarkeiten und deren Überwindung und Auflösung sich als tragbar
erweisen, dann wäre damit eine weltanschauliche Zäsur verbunden, deren
reale Auswirkungen auch mir noch kaum vorstellbar sind. Es geht hier
nicht nur um eine neue Theorie zu einem partiellen Gegenstandsthema.
Vielmehr ist das Thema der Mensch selbst, der Mensch als lebendiges Wesen. Worin
begründet sich seine besondere Art? Was ist sein Verhältnis zu
seinesgleichen, zu seiner Umwelt und zum Universum?
Es ist die Frage nach einem
neuen Selbstverständnis, nach der Position eines neuen, menschlichen und lebendigen
"Perspektiv-Standortes" im Lichte aller neueren Erkenntnisse und im
Kontrast zu den mittlerweile ganz offensichtlich nicht mehr
hinreichenden etablierten (Grund-) Vorstellungen, die im Laufe der
letzten 200-300 Jahre sich ja auch nicht wirklich grundsätzlich
verändert, weiterentwickelt haben. Diese
mögliche Verschiebung der Position des menschlichen
Selbstverständnisses in dem weltanschaulichen
Koordinatensystem (=>Meta-Theorien) betrifft dann zugleich alle
Theorien, jede Art von
Wissen und Wissenschaft. Ich gehe von
einem Fundament aus, das aus meiner Sicht tragbar, begründet erscheint,
kann aber keine Ziele, Erreichbarkeiten prophetisch verkünden die von
diesem Fundament aus zu erreichen wären. Auch mir ist damit bisher
lediglich "ein neuer Raum, eine neue Welt des Schauens und Erkennens"
eröffnet, in der erst etwas als konkret neues erkennbar werden wird,
wenn die Menschen beginnen diese neue Welt zu besiedeln - eine Welt,
die im Unterschied zur
mechanistischen physikalisch-mathematischen ("Natur-") Welt
die unsere
sein könnte. Kein Gott und keine Natur, sondern der Mensch allein ist
verantwortlich für die Ausgestaltung der Welt in der er lebt.
Vielleicht wird im folgenden ja jene Welt in groben Zügen skizziert,
die nicht wie unsere jetzige, von offenbar noch erkenntnisblinden
madenartigen Wesen beherrscht, all ihrer in hunderte von Millionen
Jahren gesammelten Reichtümer
innerhalb weniger Jahre verstoffwechselnd beraubt und zerstört wird, sondern unsere wirkliche
und
nachhaltige Heimat sein könnte. Wenn Sie so wollen, dann handelt es
sich im folgenden um
"eine Einladung zum Leben", um ein Angebot möglicher Selbst-Erkenntnis
und "Heim-Findung" des Menschen.
________________
Drewermann, Der tödliche Fortschritt,
S.160ff:
1855
war der Häuptling von Seattle aufgefordert worden, das Gebiet seines
Stammes an den weißen Mann zu verkaufen. Dem egoistischen Naturhaß der
christlichen Weißen wird das religiös-mythische Verhältnis der
sogenannten "Wilden" zur Schöpfung gegenübergestellt:
Wir
wissen, daß der weiße Mann unsere Art nicht versteht. Ein Teil
des Landes ist ihm gleich jedem anderen, denn er ist ein
Fremder, der kommt in der Nacht und nimmt von der
Erde, was immer er braucht. Die Erde ist sein Bruder
nicht, sondern Feind, und wenn er sie erobert hat, schreitet
er weiter... Er behandelt seine Mutter, die Erde, und
seinen Bruder, den Himmel, wie Dinge zum Kaufen und Plündern, zum
Verkaufen wie Schafe oder glänzende Perlen. Sein Hunger wird
die Erde verschlingen und nichts zurücklassen als eine Wüste.
________________
In der folgenden "Einleitung
zu einer allgemeinen Theorie der Information"
soll es zunächst mehr in einer Form der Reportage als schon der einer
wissenschaftlichen Diskussion darum gehen, über die Grundlagen und
Entwicklungen zum Thema "Information" einen zusammenfassenden,
fließenden Bericht zu
geben. Damit soll der neu sich eröffnende Gegenstandsbereich eines
Informationsbegriffs diesseits rein technischer/ physikalischer/
naturalistischer/ universalistischer Konzepte und Ideen zunächst erst
einmal umrissen und erkenntlich werden. Auf dieser Grundlage
werden dann die vielfältigen Themata erkennbar, die dann im weiteren im
neuen Lichte einer Überarbeitung oder gar Neubegründung
bedürfen. Die vorliegende Einleitung soll interessierten Lesern und
Autoren bei ihrer Beschäftigung und Entwicklung bezüglich eines
"alternativen", humanistisch und lebensorientierten
Informationsbegriffs unterstützen.
Im Anhang sind ^virtuelle Reader
zusammengestellt, die zu einzelnen Themen auf online verfügbar
erhellende, zum Teil grundlegende Texte verweisen, und so die
Möglichkeit einer gezielten weiteren Einarbeitung/ Vertiefung zum Thema
bieten. Diese Texte könnten auch über den hier engen Kontext einer GIT
hinaus von allgemeineren Interesse sein.
Einige der Formulierungen mögen vielleicht dem einen zu hart,
(vermeintlich) gar unsachlich, dem anderen demgegenüber angesichts der
zu verantwortenden katastrophalen Folgen der hier kritisierten
Weltanschauung als noch immer verharmlosend erscheinen. Ich selbst
betrachte diese als ausbalancierte, moderate und notwendige
Feststellungen. Verheerende "Fundamenta-lismen" erscheinen innerhalb
der jeweils betreffenden Kultur weniger augenfällig als von außen
betrachtet. Die Wertung z. B. des islamitischen Fundamentalismus
scheint uns außer Frage eindeutig und klarer als die die unsere eigene
Gesellschaft bisher bestimmenden Strömungen und deren Folgen (auch die
christlichen (insbesondere in den USA), aber vorrangig die
physikalistischen, naturalistischen "Taliban" in deren verschiedenen
Formen: Darwinismus, Neoliberalismus und die deren eigentliche,
fundamentale Begründung stiftende neo-naturreligiöse Gemeinde im
Bereich der Physik, die an eine allein intrinsische (=von innen her,
aus eigenem Antrieb) Ordnung der Natur, und zwar einschließlich allen menschlichen Geschehens, glauben).
(A) - Auf der Suche
nach der Information als Gegenstand des Bedenkens
A.1
Was
ist Information?
Hier
sehen sie
"Information" abgebildet
Aber was sehen Sie jetzt,
zu Beginn der
Lektüre noch nicht? Kehren Sie am Ende hierher zurück und
vergleichen Sie
.1 -
Information und Umwelt - Geist und Materie .2 - Vom reinen Wissen zur Information .3 -
"Information" - Ein neuer Begriff macht Geschichte .4 - "Information" - Eine ratlose Wissenschaft .5 - Das ewig Wahre und das evolutionäre,
zeitliche Neue
A.1.1
Information und Umwelt -
Geist und Materie
Preview:
Die akuten, hochdynamischen Entwicklungen "Umwelt" ("Materie") und
"Information" ("Geist") potenzieren den dualistischen Widerspruch
zwischen "Geist und Materie". Das Versagen der aktuellen
Weltanschauungen tritt immer deutlicher hervor.
Die Geschichte lehrt, daß Erkenntnis zuweilen erst des
äußeren Druckes als Auslöser bedarf. Im Laufe der letzten Jahrzehnte
wurden
zwei Entwicklungslinien herausragend bedeutsam. Zum einen die rasante
Entwicklung der neuerdings so genannten Informations-Technologien, und
zum anderen
die zunehmenden
Umwelt- und Ressourcen-Probleme. Die Umweltprobleme rücken zunehmend
die Rolle des Menschen als körperhaftes, "materielles"
Lebewesen,
nicht allein oder vorrangig als "körperloses" Geisteswesen in den
Vordergrund. Andererseits demonstriert das Zusammenwirken von
Informations-Technik und Geist nachdrücklich die Rolle des Menschen als
Geisteswesen.
| | |
Mit der
Informations-Technik gewinnt der menschliche
Geist völlig neuartiges Terrain und neuartige Wirkungsmöglichkeiten;
der Mensch
entdeckt und besiedelt einen neuen "Kontinent", oder gar eine ganze
"neue Welt", mindestens vergleichbar, wohl aber bedeutsamer als die
Entdeckung der "neuen Welt" Amerika durch den Italiener Cristoforo
Colombo (siehe z.B. die
gelungene Darstellung des "Cyber-Heavens" bei ^Capurro). |
Diese beiden aktuellen Hauptentwicklungen unter-streichen damit zugleich
die Rolle des Menschen als (körperhaftes) Lebewesen in seiner Umwelt,
wie ebenso seine besondere Rolle als (körperloses) Geisteswesen in
dieser "materiellen" Welt. Eine
fundamentale "Entweder-Oder"-Position wäre also
weniger denn je zu behaupten. Aber dieses "zugleich" stößt auf die
alte und immer noch ungeklärte Frage nach dem Zusammenhang von "Geist
und Materie"; einem Zusammenhang, der in der neuen Paarung von
"Information und Umwelt" nunmehr in immer weniger rein abstrakter,
sondern zunehmend sogar bedrohlicher konkreter Form
hervortritt.
| | |
Die fundamentale "Umwelt-Unverträglichkeit"
der herrschenden Weltanschauung (^Dieter
Steiner), der Isolation von Geist und Materie, mit der Folge,
daß das menschliche Geisteswesen in dieser (Um-) Welt keinen
definierbaren Platz, keine ihm eigene "Heimstätte" finden kann, dürfte
zwischenzeitlich als empirisch erwiesen gelten. Der Mensch ist derart
sich selbst verstanden ein Fremdkörper in der Welt, und die Welt
beginnt gerade mit einer fieberartigen Klimaerwärmung sich diesem
intregrationsunfähigen Fremdkörpers zu entledigen. |
=>
A) Der herrschende Dualismus von "Geist und Materie" (in
Geisteswissenschaft, Gesellschaftswissenschaft und
Religion) verneint jeden möglichen
Zusammenhang überhaupt,
=>
B) während andererseits eine konkurrierende, als
"Ideologie der (universalen)
Natürlichkeit" (Monismus, "universale
Naturgesetze" (Naturalismus),
Physik, Darwinismus, Freimarkt-Ideologie (Neoliberalismus)) zu
bezeichnende Perspektive einen
Unterschied von "Geist und Materie" völlig verneint,
=
=>
B.1) indem entweder alles "beseelt"
sei, alles von
einem Geist, einer "Weltseele" bewohnt, in der neuzeitlichen
naturwissenschaftlichen Variante, daß alles
ausnahmslos von den (universalen)
rationalen
"Naturgesetzen" ("Ratio") bestimmt werde (Identität von menschlicher
Ratio und
universalem "Weltgeist", universaler Weltgesetze),
=
=>
B.1a) und
neuerdings zusätzlich - durch die aktuellen Entwicklungen seit Mitte
des letzten Jahrhunderts in
notwendiger
Weise erzwungen -, daß
(auch) Information
bereits schon eine weitere
und ewige Eigenschaft des
physikalischen Universums selbst wäre
(also göttlichen (Religion, =>W. Gitt) oder "natürlichen"
(Urknall) Ursprungs ist (=>"Shannonismus")),
=
=> B.2) oder letztlich extrem in der
Variante, daß es überhaupt keinen Geist (und keine Information),
sondern nur "Materie" gäbe ("harter Materialismus", "harter
Naturalismus"); eine Variante, die durch die aktuellen Entwicklungen
mittlerweile in völlige
Bedeutungslosigkeit versunken ist.
Mit
einem solchen
weltanschaulichen Repertoire ausgerüstet kann ein Start in die
Informations-Gesellschaft
nicht gelingen.
| | |
Keine der
Anschauungsvarianten ist in der Lage überhaupt anzugeben, was denn nun
unter "Information" (jeweils) konkret zu verstehen wäre (z.B. Infone,
Psychone, Quanteninformation und Ur-Alternativen (Ure), Mikrotubuli,
Morphogenetische Felder); alle Konzepte sind von einer gespenstischen
Aura umgeben.
Die
beständig
zunehmende Hochkonjunktur des Wortes
"Information" und sein intuitives
Bedeutungsgewicht darf nicht darüber
hinweg-täuschen, daß Information als rationaler Begriff
noch immer völlig
unbestimmt ist, bzw. damit gänzlich anderes
schon bestimmt sei, als der gemeine Alltagsmensch damit in Verbindung
bringt (so
Shannons "Information", die nicht mit der Bedeutung
(Semantik)
und der Handlung (Pragmatik), also nicht im Zusammenhang mit dem menschlichen Denken,
dem
menschlichen Verstand steht).
|
A.1.2
Vom
reinen Wissen zur Information
Preview: Von einer unmittelbaren
Wissensproduktion (reiner Geist) zu einer via
"Information" medial vermittelten, mittelbaren Wissens-produktion:
Schrift => Buchdruck => Aufklärung => allgemeine
Bildung =>
Informations-Technik.
In
früheren Zeiten wurde nicht von Information sondern nur vom Wissen als
solches gesprochen. Wissen entstand diesseits von "Erleuchtung" und
"Offenbarung" durch Erfahrung
(Erfahrungswissen).
Mit der
neuzeitlichen
Wissenschaft (Physik) entstand daraus eine Systematik zum Wissensaufbau
durch Forschung
(Empirie). Mit der Entwicklung der Schrift, dem Buchdruck und der erst
vor
ca. 150 Jahren beginnenden und seither zunehmenden
allgemeinen
Schreib- und Lesefähigkeit gewann das zwischenzeitlich
sogenannte "Bücherwissen"
Verbreitung. Der Buchdruck war die technische Grundlage für die Idee
einer allgemeinen
Aufklärung, bei der Wissen mit vergleichbar geringem
Kostenaufwand massenhaft zu verbreiten war (allgemeine Bildung,
öffentliche Schulen). Mit dieser Entwicklung insgesamt tritt die
Vermittlung des Wissens zunehmend heraus aus der allein direkten "face
to
reality"- und "face to face"- Kommunikation. Die Erfahrung verbreitete
sich
mehr und mehr, daß Wissen auch außerhalb der Köpfe aufzubewahren, zu
"speichern" war. Mit der neueren Informations-Technik der letzten
Jahrzehnte verstärkte sich diese Erfahrung dramatisch
(vielleicht dereinst als "Googlewissen"
bezeichnet), und es ist ein
Entwicklungsstand erreicht, bei dem heute vermutlich mehr Wissen durch
"materiell" (nicht geistig) gespeicherte Informationen gewonnen wird
als durch direkte, unvermittelte lebendige Kommunikationen.
Damit
ist eine ganz neue Art der Kommunikation erwachsen, durch deren
Charakter die Vergegen-ständlichung, die Verdinglichung, Versachlichung
des (Wissens-) Austausches hin zur "Information" zunehmend in den
Mittelpunkt rückte.
| | |
Über die Entwicklung
einer Vermehrung des Wissens durch die Erfahrung (später
systematisiert als Forschung),
dann der Vermehrung des Wissens durch Sprache und später
durch das Lesen,
hat sich heute durch die massive Wirkung der neueren
Informations-Technik die verallgemeinerte
Form einer mittelbaren
(medialen) Vermehrung
des Wissens durch
Informationen
herausentwickelt.
Die
damit verbundenen rasanten Entwicklungen der letzten
Jahrzehnte sind an ihrer unmittelbaren "Oberfläche" von uns allen
beeindruckend wahrgenommen worden. Zugleich
aber vollzieht sich im Hintergrund eine Verschiebung aller
weltanschaulichen Fundamente. Ein Vorgang, dessen Wahrnehmung uns
mangels geeignet entwickelter Anschauungsinstrumente bisher noch sehr
schwer fällt. Alte Anschauungen sind ins Wanken geraten, neue noch
nicht verfügbar. Sprachlosigkeit und Ohnmachtsempfinden breiten sich
aus. Die Menschheit droht angesichts der sie umgebenden neuartigen
Entwicklungen
im wahrsten Sinne des Wortes zunehmend sprachlos zu werden. |
Die
Hektik der Entwicklungen insbesondere seit erst
Mitte der 90er Jahre mit der massenhaften und exponentiell
sich beschleunigenden Aneignung der
Möglichkeiten des
InterNets, lassen einem den ruhigen, klaren Blick auf die Vorgänge, auf
die Entwicklungen "verschwimmen". "Positiv" wird dieser rasante
Anschauungs-Verlust in die Parole "anything goes" gewandelt, was
nüchtern betrachtet natürlich ein völliger Unsinn ist (siehe
beispielhaft: dot-com-
und new-economy-hype und deren Crash im Jahre 2000 (^Lovink)).
Zutreffend dagegen ist vielmehr die Wahrnehmung eines (totalen)
Verlustes der "Kontroll-Möglichkeiten", einem Ende der "Kontrolle", der
"Beherrschbarkeit" der Entwicklungen (=>Sprachlosigkeit(*)). Mit
den
entstandenen gravierenden neuen Möglichkeiten:
-
HTML
+ Webbrowser (Berners-Lee) 1990 - Mosaic ('93), Navigator
('94), MS-IE 4.0 ('98) - InterNet- und Suchmaschinen-Boom seit
1995 - - (Compuserve 1995, Google 1999), - 56
kb-Modem
1995, - Microsoft Windows 95 (16=>32 Bit) 1995, -
Giga-Byte
Festplatte 1997, - Giga-Hertz Computer 2000, - MP3
und
Musik-Tauschbörsen (Napster) 2000 - MP4 Video-Kompression
(divX) 2000 - Gründung Wikipedia 2001
-
ist eine massive "Säkularisierung" der Informations- (Wissens-)
Arbeiten entstanden, durch die die Diskussionen um Geist, Wissen und
Information aus den bisher privilegierten, eigenweltlichen (um nicht zu
sagen "priesterlichen") rein intellektuellen und rein
technisch-mathematischen Bereichen in den Bereich des konkret alltäglichen massiv Einzug gehalten haben (in Folge dann auch im
politischen Bereich: "Datenautobahnen", Bildungs- und
Wissens-Diskussionen;
Wissens-/Informations-Vorsprung
jetzt als
alleiniger Garant für Wohlstand). Nach einer zunächst "nur"
(jeweils speziellen)
industriellen
Revolution,
ausgelöst durch die Mikroelektronik (1958: erster Integrierter
Schaltkreis, "IC" (Texas Instruments), 1971: erster Mikroprozessor
(Intel 4004 (2100 Transistoren, 4-Bit-Daten-Bus)),
durch Computer und Software (CAD-, Warenwirtschafts-,
Textverarbeitungs-, Prozess-Steuerungs-Programme und Industrie-Roboter
(=> Kybernetik und Robotik),
Audio-CD 1981, Packed-Telefonie
(D-Netz 1992)) entwickelt
sich mit der allgemeinen
Erschließung der Netzwerktechnik
(InterNet, HTML, Browser,
Suchmaschinen, Multi-User, Multi-Media) seit Mitte der 90er Jahre eine
Revolution der allgemeinen(**) "Wissens-Orientierung", der
gewöhnlichen, alltäglichen wie auch jeder anderen, spezielleren
"Informations-Arbeit".
Der gemeine Mensch frägt sich immer drängender, zumal ihm immer
deutlicher wird, daß diese Entwicklungen seine bisherigen
wirtschaftlichen und sozialen existentiellen Grundlagen bedrohen: was
geht denn hier nun eigentlich
vor sich? Und: was sagen die "Experten" dazu?
*)
"Sprachlosigkeit", "sprachliche Blindheit" gegenüber Phänomenen gründet
auf fehlende Theorien (theorein, griechisch = schauen). In solchen
Situationen gibt es zwei fundamentale Positionen: die Suche nach
möglichen (wissenschaftlichen) Theorien, sowie die Behauptung a priori,
es gäbe für diese keine möglichen Theorien. "Weltanschau-ungen" spielen
dabei die Rolle von "General-Perspektiven"
("General-Theorien"), die sowohl je spezifische Weisen des
("theoretischen") Anschauens eröffnen, wie aber durch ihre je
spezifische "Art und Weise" (=Technik) des Schauens auch zugleich
begrenzen.
**) diese allgemeine
Revolution schließt zugleich wiederum auch alle vorherigen speziellen
("industriellen") Formen mit ein.
Entwicklung
der sektoralen Erwerbstätigkeit
(Quelle: DOSTAL
2001, S. 4, zitiert nach: ^Schmiech,
Michael: "Didaktische Ontologien zur Organisation digitaler Objekte ...")
So wie die höheren, gebildeten Stände in der Entwicklungsgeschichte
erst über dem Umweg der
Entwicklung der Physik und der Dampfmaschine bis hin zur
Arbeiterbewegung und zum
Fordismus gezwungen waren, die körperliche, mechanische
Arbeit
der unteren Stände zur Kenntnis zu nehmen, so wird durch die Praxis der
neueren Informationstechnik zunehmend allgemein bewußt, daß es auch in
den heiligen Hallen der geistigen Sphären es sich nicht um wie auch
immer angeblich zu begründender Auserwähltheit, sondern in 99%
der Fälle ebenso um schiere Arbeit handelt, wenn auch nicht
mechanischer sondern jetzt "virtueller" Arbeit mit etwas, das wir heute
"Informationen"
nennen. So, wie es durch die neue Informationstechnik
in vielen (arbeits-) technischen Bereichen bisher zu einer zuvor
unvorstellbaren Optimierung
durch Aufklärung und Präzision, durch Mess- und Steuerungsautomation
gekommen ist, so
wird es nunmehr auch in dem Bereich der Wissenschaft und den
vermeintlich
legitimierenden Ideologien durch das InterNet zu einem immensen
Aufklärungsschub kommen.
| | |
Die Hütung des
informellen Schatzes war und ist es noch immer, was
die "Auserwähltheit ihres Standes" abgesichert hat (Bildungs-Schranken,
begrenzter Informations-Zugriff), und mit dem
InterNet nunmehr bedroht erscheint. Die wissenschaftliche
Auseinandersetzung um den Begriff der Information ist mit dieser
Kopplung von Information und sozialem Stand in besonderer, geradezu
prekärer Weise verbunden; es geht einem ganzen
gesellschaftlichen Stand
im wahren Sinne des Wortes "um das ihr Eingemachte". |
Mit
den Diskussionen um einen Begriff der Information prallen
lebensweltliche Wirklichkeit und ein zur Ideologie geronnener Dualismus
von Geist (Information) und Natur (Arbeit) aufeinander.
Ein jeder der sich in
einen
dualistischen Diskurs zwingen läßt, gerät in die Gefahr jegliche
kritischen Potentiale zu verlieren. In diesem Dualismus läßt sich die
Verfassung, die Ideologie der altgriechischen Sklavengesellschaft
abbilden (auf einen griechischen Bürger kamen drei Sklaven, die dessen
Freiheit von der "Naturarbeit" gewährleisteten), die Unterscheidung von
einerseits ganz und gar den Gesetzen der Natur unterworfenen Naturwesen,
zu denen eben nicht nur die Tiere sondern auch die Sklaven gezählt
wurden, und andererseits den freien Bürgern, die in der geistigen
Sphäre jenseits der Naturarbeit in der "Informations-Welt" angekommen
in der Freiheit des Wissens, der Freiheit der Politik
und des Handels zum Menschen erst sich empor entwickelt selbst
verstanden;
eine Ideologie, die dem heutigen Ideal der neo-"liberalen"
"Freier-Markt-Bewegung"(*) entspricht, wo der Einzelne seine
Naturüberlegenheit und damit sein Anspruch statt ein Naturwesen/Sklave
ein Menschenwesen zu sein, sich im freien Markt der
Gesetze der Natur-Kräfte erst erweisen, beweisen muß.
*)
Hierbei ist zu berücksichtigen, daß gegenüber dem griechischen Original
einerseits im krassen Gegensatz eine Legierung mit der lutherischen
göttlichen Berufung zur Arbeit (Arbeiter und Mittelstand (zur
Tansformation von Arbeit in Kapital)), andererseits eine Verschiebung
der Freiheit des griechischen Bürgers hin zur Klasse der
reinen Kapital-Rentner (Rendite)
erfolgte.
| | |
In der zwischenzeitlich
zur politischen Generalparole gewordenen
Formel - nicht etwa "Wohlstand
durch (allgemeine) Informations-Freiheit"
als neue,
wesentlich konkretere Ausdrucksform einer "allgemeinen Bildung"
verstanden,
sondern - "Wohlstand
durch (individuellen) Informations-Vorsprung"
bildet sich die
Besorgnis ab, daß mittels Informationstechnik und InterNet ein
allgemeiner Treck der Massen an den klassischen Selektionsinstituten
vorbei auf dem Wege sei, diesen Vorsprung einzuebnen, wodurch der
eigene Wohlstand verloren zu gehen droht(*).
Ein möglicher
Zustand gleicher "Informations-Höhe" (klassisch: "allgemeine Aufklärung
und Bildung") wird mit dieser Formel eindeutig
als Bedrohung "des Wohlstandes" (wessen Wohlstandes?) verstanden(**).
Die
Frage ist, ob eine solche Grundauffassung mit den technischen
Gegebenheiten der Informationsgesellschaft sich nicht in einem
fundamentalen Widerspruch befindet, und statt sinnvolle Beiträge zur
politischen Gestaltung leisten zu können, eine allein schon durch eben
diese technische Bedingungen unhaltbar gewordene Weltanschauung zu
verteidigen versucht.
Kommt es in einer Analogie zur allgemeinen Arbeiterbewegung der Industriegesellschaft jetzt zu
einer allgemeinen Wissensbewegung (Knowledge Movement) der Informationsgesellschaft?
Wem gehört
das Wissen, das in seiner Bedeutung als "Produktionsmittel" (auch und
gerade zur individuellen Reproduktion) ja zunehmend klarer erkannt
wird? Und wem gehört die Welt, die mit diesem Wissen entweder von den
Privilegierten zur Wüstenei geplündert
oder auf allgemeiner und demokratischer Grundlage zur Sicherung
des Lebens kultiviert werden könnte? |
*)
Siehe z.B.: ^Stehr, Nico, u.w.: Die
Entzauberung der Eliten - Wissen, Ungleichheit und Kontingenz
**)
Aus dieser Sicht wird dann die Ruinierung der allgemeinen Bildung durch
konsequente Verweigerung der generellen Umstellung auf das Internet,
der Abschaffung der Lehrmittelfreiheit uvam. auf der einen Seite, und
andererseits die Reorganisation der höheren Bildungsinstitute zur
Sicherung einer "Elite" (Studiengebühren etc.; "freier Markt" im
Bildungsbereich) verständlich.
A.1.3
"Information"
- Ein neuer Begriff macht Geschichte
Preview:
Information ist erst seit wenigen Jahrzehnten ein zunehmend dominanter
Begriff. Die wissenschaftliche und die anderen Weltanschauungen sind
davon noch völlig unberührt. Die Entwicklung neuer
"Informations-Rechte" findet in einem "wissenschaftsfreien Raum" statt.
Erkenntnisse und Wissen, ja, sogar
etwas
für die Entwicklung der
Menschheit so bedeutungsvolles wie Wissenschaft, Aufklärung und
Fortschritt
sind
für uns heute,
am Begin des 21. Jahrhunderts, wie selbstverständlich Ergebnis von
"Information" als
Prozeß (Informierung) und "Informationen" als (übertragbare)
"Gegenstände" (salopp: "Infos"). Nun wird bei aller
Selbstverständlichkeit
heute leicht übersehen, daß in den vergangenen Jahrhunderten, ja, bis
vor wenigen Jahrzehnten noch, so nicht
gedacht wurde, und daß das Fehlen einer
solchen
Betrachtungsweise die
Anschauungsformen seinerzeit, und bis heute andauernd, entscheidend
geprägt hat. Die
wissenschaftliche und alle anderen Weltanschauungen
sind von dieser neuen Entwicklung bislang noch
völlig unberührt.
"Information" wurde erst zu einem Thema mit Beginn der
(neueren, und jetzt erstmals so genannten) Informations-Technik
in der
Mitte des letzten Jahrhunderts. Diese
Thematisierung ist bis heute rein (medien-) technischer
Natur; Information
bedeutet hier die mathematisch formulierbare minimal
benötigte
(mediale,
technische) Zeichenmenge
für eine jeweils gegebene Differenzmenge. | | |
In
der Alltags-Sprache jedoch wurde Information spontan nicht mit Zeichen
auf beschriebenen
Zetteln oder anderen Medien (Mitteln) gleichgesetzt,
sondern mit den Inhalten,
die damit transportiert werden. Es
dürfte in der Geschichte der Sprache
wohl kaum einen zweiten Begriff gegeben haben, der sich derartig
schnell und massiv verbreitet hat, wie der der "Information" - und zwar
sowohl des rein mathematischen (Shannon, Informationstechnik) wie des
allgemein intuitiv mit den "Inhalten" verbundenen (allgemeines
Bewußtsein).
Information wird längst
als so grundlegend erachtet, daß heute von der
"Informations-Gesellschaft" gesprochen wird. Bizarr ist dabei, daß die
Frage nach dem, was Information sei, zugleich unbeantwortet bleibt.
Worum es sich bei der Informations-Gesellschaft
handeln soll bleibt
rational also völlig nebulös. Wir leben offenbar in einer Gesellschaft
deren
Grundlagen noch völlig unbekannt, noch völlig unaufgeklärt sind (*). |
*)
Dies gilt ebenso für
Theorien, die bedenkenlos sich zeitgeistadäquad auf "Information" zu
begründen versuchen
(so z.B. Steven Pinkers oder Richard Dawkins Versuche). "Information"
ist (noch) unbestimmt;
darauf gründendes bleibt selbst unbestimmt, beliebig interpretierbar.
Die hohe intuitive Relevanz der "Information" verdeckt die noch
rationale Unbestimmtheit. Vergleichbar der Bestimmungsleere der
"Lebenskraft" oder dem "survival of the fittest" und deren damit
gegebene Dienstbarkeit als Ideologieträger.
Da fällt
es dann gewöhnlich heute
zunächst schwer, die "Informationstheorie"
von ^Claude E. Shannon (1948)
als eine nur technische Erörterung zu erkennen, die sich mit der für
den Menschen heute so grundlegenden Bedeutung der Information überhaupt
nicht
befaßt,
also hinsichtlich der Frage nach der "Informations-Gesellschaft" keinen
Beitrag zu geben vermag. Die Titel-Wandlung der Arbeit Shannons von "A Mathematical
Theory of Communication" (1948), über "The
Mathematical Theory of Communication" (1949) hin zu "Mathematische
Grundlagen der Informationstheorie"
(dt. 1976), reflektiert noch
den Geist jener Zeit, in der "Information" sich noch nicht zu der uns
heute
gewohnten spontan (intuitiv)
wichtigen Bedeutung entwickelt hatte. Von einer
"Informations-Gesellschaft", und damit von einer Information im Sinne
der "Inhalte" und der Bedeutung,
war vor den 1960er Jahren überhaupt noch keine Rede, eine seinerzeit
noch völlig unbekannte Wortschöpfung (siehe: ^Krempl
"Ansätze zur
Informationsgesellschaft").
^Francis Bacon
(1561-1626) war der erste (und dann für lange Zeit auch zugleich der
letzte), der die neuen Möglichkeiten (und auch Gefahren) einer
wissenschaftlichen Beherrschung
der Natur zum Nutzen der Menschheit erkannte, die sich aus der völlig
neuartigen,
nicht länger rein
spekulativen,
sondern jetzt empirischen
Physik ergaben (^Galilei
(1564-1642), später: Newton (1642-1727); zum qualitativen Wechsel in
der neuen Physik siehe ^Wilfried Kuhn
<!!!>). Für ihn war klar,
das neue ("echte", wirkliche, empirische) "Wissen
ist Macht". Der damit verbundene Wandel der gesellschaftlichen
Strukturen von einer zunächst göttlichen Ordnung der
Gesellschaft hin zu einer auf derartig neuem, "echten" Wissen, (heute: "echten" Informationen)
basierenden Ordnung (Aufklärung)
ist bis heute noch nicht vollendet. Immer noch werden - statt
"göttlicher" jetzt: sogenannte
"natürliche"
gesellschaftliche Ordnungen behauptet, die sich durch keinerlei Wissen
begründen lassen (in Verteidigung solcher Ordnungen wird immer wieder
gerne behauptet, daß es wirkliches, "echtes" Wissen auch gar nicht
geben könne,
und daß deshalb in den "natürlichen
("freien")
Lauf der Dinge" (universale
Gesetze) durch den Menschen (politische
Gesetze) nicht eingegriffen werden dürfe; etwas, das diejenigen die solches behaupten, selbstredend nicht wissen, sondern nur glauben können). | | |
Insbesondere fehlt
bis heute - als Alternative zu der seit den Griechen bis zur heutigen
"modernen" Physik
unverändert (wenn auch nicht mehr so offenkundig) andauernden
Vorstellung von einem allen Dingen innewohnenden ewigen Geist -
eine Theorie
über die grundlegende
Ursache, warum
Wissen (heute: "Information")
überhaupt
"machtvoll"
sein kann - eine der wesentlichen Grundfragen an eine (tatsächliche)
Theorie der Information überhaupt. "Macht" meint hier nicht (auch)
schon
soziologische (gesellschaftliche) Macht, sondern zuvorderst die Grundlage der
Möglichkeit der Wissens- / Informations- Macht ("Eigen-Mächtigkeit")
gegenüber
der physikalischen
Welt. Es geht hierbei um die Frage nach dem Urgrund, wodurch
der Mensch frei wird, aus der kosmischen physikalischen
Zwangs-Mechanik der Welt-Maschine herausgelöst dieser gegenüber-treten
und ihr seinen
Willen aufzwingen kann (die hier vertretene Ursache: die Zeitlichkeit
als allein originäre Eigenschaft des
Lebens - also die gerade Antipode zu einem ("klassisch-")
metaphysischen, nicht-zeitlichen, ewigen
Geist
("Weltseele", Ratio, Gott-Ähnlichkeit) als Ursache - vgl. hierzu: ^Béhar <!!!>).
Im
Übergang vom (reinen) "Wissen" hin zur (vermittelnden, medialen)
"Information" und ihrer nunmehr
teilweisen äußeren, materiellen Repräsentation entsteht ein neuer
Ansatzpunkt um die Frage nach der Begründung der Möglichkeit der
Wirkhaftigkeit (Mächtigkeit) des Geistes in der materiellen,
physikalischen Welt -
also die Frage nach dem
Zusammenhang von Geist und Materie - neu aufrollen und
konkretisieren zu können.
Zum aktuellen Status siehe ^Schrödingers
"Objektivierung", zu
dessen Hervorkommen ^Heideggers
"Besinnung"
<!!!>, zum grundlegenden Verständnis der Differenz
zwischen
qualitativer
(werthaltiger)
Wirklichkeit und quantitativ
(wertfreier)-logischer
Mathematik und damit verbunden, gewisser fundamentalistischer
Physik-Interpretationen (Naturalismus) siehe: ^Feynman
"Mathematik und Physik"
<!!!> (Feynmans
Erläuterungen sollten unbedingt gelesen werden; eine
Grundvoraussetzung
um
zu verstehen, was Physik in Gegensatz zur ihrer mittlerweile
mathematisch-logischen Verselbstständigung eigentlich ist - also bitte
nicht vergessen!) |
Bacons
"Wissen ist Macht" müssen wir heute als
"Information ist Macht" buchstabieren. So bezieht sich die aktuelle
Entwicklung der Gesetzgebung und damit die Entwicklung der
Sozialstrukturen (Machtstrukturen) denn auch zunehmend auf die
Information als zu
regelnden Rechtsgegenstand (siehe z.B. ^Software-
und Gen-Patente).
In einer massenhaften Informations-Enteignung (Privatisierung) legiert
sich privates Finanzkapital mit dem neuen Informations-Kapital.
| | |
Wer keinerlei ^Informations-Rechte
besitzt
ist in einer solchen Umgebung
zwangsläufig machtlos. So ist es z.B. sachlich undenkbar, einem (Fach-)
Arbeiter Rechte an seinem Fachwissen zuzusprechen. Denn der Anspruch
auf Rechte ist mit der "Neuigkeit" (Schöpfung) der Gegenstands-sache
zwingend verbunden, und die Rechte werden zudem nur für eine begrenzte
Zeit
gewährt. Altes
Wissen wird allein dadurch aus Sicht der
"Verwertung" von Informations-Rechten in neuartiger
Weise plötzlich
völlig "wertlos".
Der
Erwerb von
Informations-Rechten ist immer mit einem hohen Kapitaleinsatz
verbunden, sei
es bei dem Erwerb fremder, oder bei der Durchsetzung auf
Eigenentwicklungen beruhender Rechte. Es entwickelt sich zunehmend ein
Informations-Feudalismus mit Informations-Rechten als zentralem
Lehnsgut. Ursache dafür ist der neue wissenschaftsfreie Raum,
der sich durch die anhaltende Sprachlosigkeit der Wissenschaft (und
damit der Aufklärung) gegenüber dem (neuartigen) "Gegenstand"
Information eröffnet
hat. |
Die Folgen der Aufgabe der Leitidee einer "freien
Wissenschaft"
zu Gunsten eines "privat-kapitalisierten Wissens" werden
zwischenzeitlich selbst von Wirtschaftsunternehmen beklagt. Es kommt zu
einer Erstickung jeglichen weiteren Fortschritts durch die
Herausbildung von gesellschaftsrechtlich abgesicherten
Wissens-Monopolen (Informations-Monopolen). Die
wirtschaftliche Tätigkeit verschiebt sich zunehmend hin zu einem immer
undurchsichtiger werdenden Bereich kostspieliger juristischer
Auseinandersetzungen um diese erstmals im 19. Jahrhundert geschaffenen,
und aktuell sich rasant ausweitenden Informations-Rechte.
Von entscheidender Bedeutung wird die weitere Entwicklung im
Bereich der allgemeinen und öffentlichen Bildung sein. | | |
Mit dem InterNet ist
jetzt eine technische Grundlage vorhanden, mit der
die Idee der allgemeinen Bildung und Aufklärung in geradezu
traumhaft idealer Weise verwirklicht werden könnte. Statt
lediglich
"Schulen und
Universitäten ans
Netz" müßten die
Schulen und Universitäten ins
Netz gehen. |
Verhindert
wird eine solche radikale Öffnung der Bildung - und damit die
(zumindest technikseitige) Vollendung der Aufklärung - einerseits aus
Furcht vor
einem massiven Verlust an Arbeitsstellen im Bildungsbereich, und
andererseits durch die Interessen der Autoren und Verlage im Bereich
der Schul- / Lehrbücher und fachwissen-schaftlichen Publikationen. Hier
ist die öffentliche Hand gefordert, daß mit ihren öffentlichen Mitteln
letztlich auch öffentliche, nicht isoliert privatrechtlich verwertbare
Publikationen hervorgebracht werden(*). Gerade an dieser Stelle wird
die
weitere gesellschaftliche Entwicklung (mit-) entschieden werden, denn
der dafür notwendig zu entwickelnde Gesetzesrahmen wird sich
einschränkend auf die weitere Entwicklung der Informations-Rechte
insgesamt auswirken.
*)
siehe: ^urheberbuendnis.de,
u.a.: ^Informationsversorgung (k)eine
öffentliche Aufgabe mehr?
Eine gänzlich neue Art der Bildung deutet sich mit dem
Projekt Wikipedia
an, das wenige Jahre nach seiner Gründung (2001) im Jahre 2004 so
richtig in Fahrt gekommen ist, und Ende 2006 mit der
Gründung der Wikiversity
nunmehr den Bereich der klassischen Universität mit den neuen
Möglichkeiten des InterNet konfrontiert. Siehe hierzu unter ^eLearning / web-Schule / web-Universität.
Anzuregen
wäre die Gründung einer Wikischool, einer "Wikikidia", deren
Adressaten (und vielleicht auch Autoren) nicht mehr nur allein die
Erwachsenen sind, sondern sich durch die inhaltliche Gestaltung an die
jüngeren von uns wendet.
Hier wäre auch eine neue Chance für eine "Anti-Trichter-Pädagogik", die
immer zunächst einmal an den Motiven, also warum ein Thema denn
überhaupt von Interesse sein soll, ansetzt.
A.1.4
"Information" - Eine
ratlose
Wissenschaft
Preview:
Die Ursache für die wissenschaftliche Sprachlosigkeit gegenüber unseren
Fragen bezüglich unserer zeitlichen Wirklichkeit ("Schattenwelt") liegt
in der Begründung der Wissenschaftlichkeit selbst begründet. Der
Zusammenbruch der "klassischen", allein an der Ewigkeit - als
notwendige Bedingung von ("echter") Wahrheit - orientierten
Wissenschaft Mitte des 19. Jahrhunderts durch die sogenannte
Historisierung ("Verzeitlichung" des Weltgeschehens durch
Evolutionstheorie, Archäologie, Geologie) ist bis heute
nicht durch eine
an dieser neuen Faktenlage orientierten Neubegründung der Wissenschaft
überwunden worden.
Als wissenschaftliches
Thema ist "Information" im Sinne des uns allen mittlerweile bekannten
Informations-Geschehen nach wie vor eine Fehlstelle(*). Zwar gibt es
^viele Versuche einer
wissenschaftlichen "Fassung" der Information, aber
das bisher einzige, gemeinsame Ergebnis all dieser Versuche ist die
offensichtliche "Unfaßbarkeit" der Information als Gegenstand des
wissenschaftlichen Bedenkens.
*)
In der Physik werden Strukturen auch als Informationen
("In-Formation-Befindlich", "Formatiert") bezeichnet. Aus dieser Sicht
sind "Informations-" Prozesse dann gemäß der naturgesetzlichen
Kausalität wechselwirkende physikalische Strukturen - ein auf den Boden fallender Wassertropfen ist so betrachtet bereits schon ein "Informations-Prozeß". Dieser naturwissenschaftliche Informationsbegriff wird sehr häufig irreführend und das Durcheinander schürend als "wissenschaftlicher Informationsbegriff" bezeichnet.
| | |
Die uns heute im allgemeinen
so selbstverständliche Auffassung des Informations-Geschehens ist bis
heute noch immer nicht zu einer wissenschaftlichen Grundlage der
Biologie, der Humanwissenschaften bis hin zur Erkenntnistheorie und
Philosophie entwickelt worden. Was
sind die Ursachen für dieses
Entwicklungsdefizit der Wissenschaft? |
(Geistes-) Wissenschaftlich
entspringen Erkenntnisse und Wissen nach wie vor aus einem nicht näher
präzise und
konkret fassbaren Vorgang in - aus unserem heutigen
"Informations-Alltag"
betrachtet - geradezu
magisch anmutender Weise aus einer ewig währenden und unwandelbaren
welt-seelen-artigen "Ratio". Die
dualistische Teilung und Isolation in die einerseits
"materielle",
technisch-mathematisch zugängliche Seite (Syntax,
Kode, Medien => Informatik,
Kybernetik)
und die "geistige",
psychologische, lebendige
Seite (Semantik (Bedeutung)
und Pragmatik (Handlung)) andererseits, scheint nach wie vor
unüberwindlich. Es gelingt nicht, die Entstehung und (Weiter-)
Entwicklung (Evolution) der "materiellen", "technischen"
Medien
(Mittel) mit der Entstehung
und (Weiter-) Entwicklung von geistigen Handlungs- und
Bedeutungs-Ent-Scheidungen
(also = Vereinigungen) zusammen zu denken,
| | |
da
bei der Betrachtung
beide "Seiten" - materielle Mittel (Medien) und Geist - immer noch
als
(non-evolutionär und isoliert) immer
schon (also ewiglich) ursprunglos
gegebenes
vorausgesetzt
werden.
Ein
durch ein Informations-Geschehen
bestehen-der evolutionärer
(Ursprungs-) Zusammenhang ist auf dieser Grundlage
schlicht
denkunmöglich. |
Erkenntnistheorie, die wir heute wie selbstverständlich auf
der
Information gründend denken würden wollen, ist schwerlich
zu
entwickeln, wenn
sich diese nur auf ein von der Welt durch sein angeblich völlig
andersartigen Wesens isolierten
Geist begründen will (Dualismus von
"Geist und Materie"). Bei einer Auffassung, "daß das Universum wie das
Gehirn eines logisch und objektiv denkenden Menschen funktioniert"
(^Brinton1963.262 nach ^Postman1999.32), stellt sich die
im wahrsten Sinne
"Zwischen-Frage", ob denn das Leben, der Mensch und sein Denken
(einmal jenseits von Logik und Objektivität betrachtet) auch derartig
funktioniert wie
das "Universum"? Ob also das Leben, und also der Mensch allein durch die immer schon
bestehenden ewigen unwandelbaren Gesetze des Universums bestimmt wird?
Offenbar ja nicht. Zwischen der behaupteten ("Welt-Seelen-") Identität
von "rationalem Geist" (Ratio) und "Universum" ist all dies in einer
vermeintlich unwahre, weil nur zeitliche, "diesseitige" bloße
"Schattenwelt" jenseits
der seelischen bzw. rationalen Ewigkeit aus- und
weggeklammert.
| | |
Ist der Mensch, mehr
als
Seelen- und Geisteswesen denn als Tierwesen (durch einen "Sündenfall"?)
von den Gesetzen
des
Universums "entfremdet"? Muß seine Seele, sein
Geist versuchen zu diesen
Gesetzen der "Weltseele", den "Gesetzen der Natur" wieder
zurückzufinden? ("Goldene
Zeit", Ideologie
des
universal
"Natürlichen";
mathematisch-theoretische Physik, aber auch auf einem nicht hinreichend
differenzierten und begründeten Naturbegriff aufsetzende Tendenzen "Zurück
zur Natur" von den Romantikern über den Darwinismus,
Faschismus und der "Freien
Marktwirtschaft" bis hin zur "Ökobewegung"
und "Earth First!") |
A.1.5
Das ewig Wahre und das
evolutionäre, zeitliche Neue
Preview:
Eine Wissenschaft der ewigen Wahrheiten ist systematisch blind für die
diesseits des Urknalls evolutionär erst neu entstehenden Formen und
deren zeitliche Wahrheiten. Die zeitlichen Wahrheiten des Lebens werden
weltanschaulich trotz der neuzeitlichen Zäsur immer noch nur allein von
den Religionen (mit-) behauptet. Eine Wissenschaft auf der Grundlage
der
Wahrheit der Zeitlichkeit ist bisher noch unbegründet.
Wenn
der Geist ebenso wenig wie das Leben schon mit dem Urknall
in die Welt
gekommen ist, sondern beides durch
evolutionäre Prozesse erst später
entstanden ist, dann sind die "Gesetze des
Lebens",
des
Menschen
und seines Denkens nicht zwingend auch schon die "Gesetze des
Universums". Dann
können sie eigene, neuartige Gesetze sein, die sich von denen eines
"toten",
an-organischen ("nicht-übersetzenden") Universums vielleicht sogar
diametral unterscheiden (=>Entropie, =>Zeit).
| | |
Dann aber lebt der
Mensch
nicht in einer
Entfremdung von den "ewigen Gesetzen des Universums"(*) (Natur, Physis,
"Natürlichkeit", früher und leider immer noch: den ewigen "göttlichen
Gesetzen") - einer Entfremdung von der Ewigkeit ("Paradies") -, sondern
in
einer durch rationales Denken in den
ewigen
Gesetzen des
Universums begründeten Entfremdung von den
nicht-ewigen, zeitlichen
Gesetzen
des
Lebens(**). |
*) Die Physik, die
Naturwissenschaften und religiös-naturalistische "Wissenschaften" wie
z. B. die herrschende Wirtschaftswissenschaft suchen allein nur nach
Gesetzen, die unabhängig von Zeit und Raum ewige Gültigkeit besitzen.
Allen gemeinsame Grundannahme ist, daß die Maschine Mensch in der
Maschine Ökonomie, und diese wiederum in der Maschine "Natur" bzw
"Universum" steckt. Die radikale Alternative völliger Beliebigkeit und
der Unmöglichkeit wahrer Erkenntnis muß angesichts der faktischen
Erkenntniserfolge der Physik eine letztlich irrationale und ohnmächtige
bleiben. Eine wissenschaftliche Position abseits dieser oppositionellen
Fundamentalismen auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnis der
jegliche Erkenntnis erst begründenden Phänomene der Zeit und des Lebens
ist bisher noch nicht entwickelt.
**)
siehe: ^Lang,
Alfred - Fluss und Zustand - psychische, biotische, physische und
soziale Uhren und ihre psychologischen, biologischen, physikalischen
und soziologischen Modelle
Selbstverständlich kann sich Wissenschaft mit den "echten", weil ewigen
Wahrheiten nur
im Rahmen unserer zeitlichen
Wirklichkeit befassen. Einerseits könnte kein Wissenschaftler heute
noch seine Theorien auf "göttliche" oder "seelische"
"Offenbarungen/Eingebungen" etc. gründen. Andereseits aber bleibt bei
dieser
zeitlichen Tätigkeit jedoch eben dieses Befassen selbst, als
zeitliche
Tätigkeit unbegründet, unerklärt, wenn nicht (geradezu schelmenhaft,
einfältig) bei dieser Tätigkeit ein
ebenso zeitlos, ewig wahrer, unsterblicher Geist, unsterbliche "Ratio"
(altgriechisch noch:
"Seele") unterstellt wird, unterstellt werden kann.
Hier existiert ein fundamentales Begründungs-Vakuum. Die "moderne"
(empirische) Wissenschaft geriert sich "magie-frei", geistes-frei, "rein empirisch",
jedoch lediglich dadurch, daß sie es vehement ablehnt, diese "Magie"
(die Geistes-Frage), auf die sie als Vorbedingung unreflektiert
aufsetzt, zur Kenntnis zu nehmen, darüber diskutieren zu wollen
(=>
"rein philosophische Frage"). Aber im Gegensatz zu der Annahme von
wissenschaftlich noch nicht erklärtem, erst noch aufzuklärenden,
ist die bloße Hinnahme
von unerklärlichen Wirkungsformen ja doch gerade das, was dann als die
Annahme einer "Magie" in spezifischer Weise zu bezeichnen ist! Da hilft
es dann auch wenig - treibt die Magie als Grundlage nicht wirklich aus
- allein auf die eigenen, lediglich vorgeblich "reinen" empirischen
Prinzipien und die damit erreichten großartigen Erfolge zu
verweisen. Eine
solche empirische "Reinheit" (Geistesfreiheit) existiert real nicht(*),
ist eine (historisch im Kampf gegen die Kirche vielleicht notwendig
gewesene) unbegründete, rein instrumentelle "Schutzbehauptung". Und je
erfolgreicher die empirischen Methoden, um so mächtiger bläht sich die
in den Hintergrund verdrängte, magisch gelassene Ursache (Geist) auf.
*) siehe: ^Kuhn,
Wilfried - Das Wechselspiel von Theorie und Experiment im
physikalischen Erkenntnisprozeß und ^Feynman, Richard P. - Die Beziehung zwischen
Mathematik und Physik
| | | Wenn
der Geist und die Zeit (Zeit als rein geistiger Vorstellungsraum, da
ein entsprechender physikalischer "Zeit-Raum" - Newtons "absolute Zeit"
und Einsteins "Raum-Zeit" -
tatsächlich nicht existiert) jedoch erst im Laufe der Evolution
entstanden sind, dann kann sich Wahrheit und Ewigkeit allein nur auf
die Wahrheit
dieser Entstehung von Geist und Zeit gründen.
Ewigkeit (und damit
klassisch wahre Wissenschaft und ewige Ratio) ist
dann allein
wahr
auf der Grundlage, dem Fundament
der Zeit.
Vielmehr sind dann Ewigkeit und absolute Wahrheit "lediglich" Schatten,
die allein
aus dem "Lichte" einer wahren lebendigen Zeitlichkeit heraus
aufscheinen können.
Wie
der
menschliche Geist in die Welt gekommen ist, was seine Herkunft, seine
Entstehung, sein Ur-Sprung ist, das zu wissen behaupten trotz der Zäsur
der Neuzeit weiterhin allein die Religionen. Heute sind wir so weit zu
behaupten, daß der
menschliche Geist "irgendwie" das Ergebnis der
Evolution
der Lebensformen sein müsse. |
Leben
wird (naturwissenschaftlich) als etwas betrachtet, das "über-leben"
will, daß sich das
Leben also allein gegen sich selbst richtet; Leben als das
"Über"-Leben
"des Stärkeren" (Lebens). Eine solche allein selbstbezügliche
Bestimmung klammert geschickt die Frage
aus, was das Leben denn in anderen Bezügen, im Grunde, im Unterschied
z. B. der
physikalischen "unbelebten Materie" (der physikalischen an-organischen
Natur, den
physikalischen Kräften,
dem Universum)
sei.
Diese Form der isolierenden Selbstbezüglichkeit(*), mit der die Frage
nach
dem eigentlichen Wesen, und damit die Frage nach der Herkunft, dem
evolutionären
Ursprung
ausgeklammert wird, hat in der sogenannten "klassischen",
weil zeit-losen Wissenschaft
impliziten Systemcharakter (eine nicht-klassisch, statt auf der
Ewigkeit vielmehr
auf der Zeit begründete Wissenschaft existiert
noch nicht).
Mangels
Erkenntnis-Substanz hinsichtlich des jeweils evolutionären Ursprungs
ist das Leben
"Über-Leben",
das "Denken"
"denkt"
"Ge-danken",
das "Begreifen"
äußert sich
im "Begriff".
| | |
All diesen Anschauungen ist
in ihrer völligen begrifflichen Selbst-Isolation eines
gemeinsam: "Information" kennen sie (noch) nicht! |
* zur begrifflichen Selbst-Isolation siehe ^Reader: Zum Verhältnis von Sprache und
Wirklichkeit
(A) - Auf der Suche
nach der Information als Gegenstand des Bedenkens
A.2
Lebendige
Eigenwelt der Einheit von Informationsprozeß und Informationsgegenstand
(Think-Cube
© J. Viestenz 2007) Im
folgenden werden wir das hier abgebildete universale,
einheitliche,
dafür aber mangels grundlegender Unterscheidungen wenig
überschaubare mathematisch-physikalische Natur-Weltbild
durch einige
Operationen so verändern und ordnen, daß wir zu einer klaren,
allgemein verständlichen und ^realistischen
Anschauung gelangen
.1 -
Information als abstrakte
Verallgemeinerung .2 -
Information als lebendiger Vermehrungs-Prozeß .3 - Vermehrung, Entropie und
Selbstbezüglichkeit .4 -
Vermehrung - Die Eigenwelt des Lebendigen .5 - "Leben" - Ein wissenschaftliches Tabu? .6 - Von der Lebenskraft zum physikalischen
Darwinismus
A.2.1
Information als
abstrakte Verallgemeinerung
Wie schon bei den angeführten Bestimmungen: das "Leben
ist Überleben", das "Denken denkt Gedanken", das
"Begreifen"
äußert sich im
"Begriff", drohen wir mit der Formulierung "Information ist
Informierung" in eine ebenso inhaltsleere, "substanzlose" Sackgasse zu
geraten.
Zwar
lassen sich Gedanken und Begriffe schon seit Jahrtausenden auch
"äußern", durch Sprache und später durch
Schrift vom Geist trennen und ("materiell") in die äußere Welt
verbringen. Aber erst
mit der vor ca. 50 Jahren beginnenden Abstraktion hin zur "Information"
sind sie, und alle weiteren, nunmehr völlig neu denkbaren:
"Informations-Formen" so verallgemeinert(*), daß wir
mit
"Information" von allen derartigen Formen zugleich, in gleicher
Weise zu sprechen und denken vermögen. | | |
In der
Verallgemeinerung hin zur "Information" treten
die Gemeinsamkeiten als deren eigentliche Wesensform ("Substanz")
hervor. | *) Zur Herausbildung des Begriffs der
Information siehe an bereits vorheriger Stelle: "^Vom
reinen Wissen zur Information" und "^'Information' - Ein neuer Begriff macht
Geschichte"
A.2.2
Information
als lebendiger Vermehrungs-Prozeß
| | |
Wenn wir von Information
sprechen, dann meinen wir einerseits Information als
Prozess (Informieren), und andererseits Information als "Gegenstand"
("Info", Mittel (Medium)). Von Information im Sinne eines
"Gegenstandes" können wir nur
dann sprechen, wenn dieser Gegenstand geeignet
ist, Gegenstand eines Informations-Prozesses zu werden. |
Die
Informations-Gegenstände
sind dem eigentlichen Prozeß gegenüber zunächst "äußerlich"; sie werden
diesem zu-
und inhaltsgleich oder verändert ("verarbeitet") wieder abgeleitet.
Information ist
dynamisch betrachtet ein
Prozess, und
andererseits ist Information als "Gegenstand" betrachtet etwas
statisches, ein potentiell wirkhafter Gegenstand (Mittel) eines
möglichen
Informations-Prozesses.
| | |
Insgesamt betrachtet ist
Information die
Einheit
von
Informations-Prozeß und
Informations-Gegenstand ("Info"). Keines von beiden läßt sich in seiner
Art und Bedeutung isoliert erfassen. Ohne Informations-Prozeß keine
Informations-Gegenstände und ohne Informations-Gegenstände kein
Informations-Prozess. Der evolutionäre Ur-Sprung von
beidem ist
ein gemeinsamer (soge-nanntes "Henne-Ei-Problem",
siehe: ^Hyperzyklus). |
So weit, so gut. Doch was geschieht bei diesem
Informations-Prozeß? Informierung? Nun, dieser selbstbezüglichen Leere
wollten wir nicht zum Opfer fallen. Wir suchen Einsicht in die
wirklichen Vorgänge. Aus Informationen im Sinne eines Gegenstandes
erzeugt der Informations-Prozeß neue Informationen (i.S.e.
Gegenstandes).
Der Informations-Prozeß bewirkt eine Vermehrung der
Informations-Gegenstände. Wir können formulieren:
| | |
Information
bezeichnet eine durch "Vermehrung"
der Informations-Gegenstände (Mittel) gekennzeichnete, sich ausweitende
"Eigenwelt". Findet
keine Vermehrung (z.B. => Gedächtnis) statt, dann hat sich auch
keine
Information ereignet. Der Vorgang der Vermehrung auf der
geistigen
Ebene ist das, was wir Denken nennen. Die Vermehrung nun ist eine
Fähigkeit allein der "lebendigen Materie", des Lebens. |
A.2.3
Vermehrung
- Die Eigenwelt des Lebendigen
Von einer "Eigenwelt" des Lebendigen als Abgrenzung ist
notwendigerweise
auszugehen, da die
Wirkungsform der
Vermehrung in der Physik, der Wissenschaft von der
"toten",
anorganischen Materie unbekannt ist. In der "toten" Natur der Physik
gibt es keine
"Vermehrung"; physikalische
Objekte vermehren sich nicht - im Gegenteil: sie "verbrauchen" sich,
lösen sich auf, "verschwinden" (=>Entropie).
| | | Information
ist untrennbar mit der Vermehrung (Selbst-Kopie, self-copy)
verbunden. Ohne eine
stattfindende Vermehrung würden wir überhaupt
nicht von einem Informations-Geschehen sprechen wollen. |
Das "Selbst" in "Selbst-Kopie" ist dabei nicht so zu
verstehen,
daß eine abstrakt als minimalistische Information auffassbare
Ja/Nein- oder 1/0-Differenz über diese Fähigkeit in magischer Weise
schon selbst
verfügen würde ("^morphogenetische Felder",
"^Infone", Information
ursprünglich als ^Quanten-Geschehen
(auch: ^Mikrotubuli), also
Information (und Geist und Bewußtsein) ^als
weitere und ewige Eigenschaft schon des
physikalischen Universums, "Weltseele", Ratio; =>
Shannonismus). Die Fähigkeit
zur Selbst-Kopie
ist vielmehr jenseits
eines
zunächst noch physikalischen, biomolekularen "Ur-Schaums" im folgenden dann organisiert
(=>Prozeß),
sie ergibt sich hier aus einem Komplex organisierter Information
(^Hyperzyklus).
| | | Im
Laufe der Evolution kam es zur Herausbildung spezialisierter Organe
der Selbst-Kopie-Wirkung,
spezialisierter "Informations-Organe", die
jeweils spezifische Informations-Formen (-"Gegenstände") zu vermehren
(kopieren) in der
Lage sind. So sind dann letztlich auch unsere Sinne, unser Denken,
unser Sprachvermögen und unser
Selbst-Bewußtsein als solche spezialisierte Organe ("Übersetzer")
aufzufassen. Auch unser Verhalten, unsere Handlungen sind eine
spezifische Form der "Selbst-Kopie". Alle Lebensäußerungen sind in
ihrem Grunde Kopier-Prozesse. |
Kopier-Prozesse bedürfen der Energie, konkreter: der
sogenannten
bewegenden Kräfte, mit deren Hilfe die physikalischen Materialien in
die zu kopierende Selbst-Form arrangiert, zusammengesetzt (kompiliert),
organisiert (="übersetzt")
werden können ("informare", = "in Form bringen"). An dieser Stelle sind
die Lebensformen mit den physikalischen Formen verbunden ("Stoffwechsel").
| | | Wir
können die Lebensformen als Informations-Komplexe auffassen, die
Informationen
über die Welt hinsichtlich der Möglichkeiten zur
Selbst-Kopie innerhalb dieser Welt enthalten und
diese vermehren. |
A.2.4
Vermehrung, Entropie
und Selbstbezüglichkeit
Mit
der evolutionär neuen
Wirkungsform der Vermehrung sind entscheidende
Neuerungen
gegenüber der bisher nur rein physikalischen Welt verbunden.
| | | In
der physikalischen Welt sind alle Wirkungen ausnahmslos
dem Phänomen
des "Verbrauches" (=>Entropie) unterworfen. Alle Wirkungen
laufen
eine unausweichbare Einbahnstraße entlang ("hinunter"), wobei die
resultierenden Formen
einer Wirkung in ausnahmslos allen Fällen weniger wirkungsmächtig
("verbraucht")
sind, als es die Ausgangsformen noch waren(*). |
*) Physikalische
Entwicklungen sind teleomatisch
(sie streben automatisch,
mechanisch einem durch Naturgesetze festgelegten Endpunkt entgegen;
télos = Ende, Ziel, Zweck); lebendige Entwicklungen (Beispiel: das
Auge) haben Gesetzmäßigkeiten
adaptiert, und werden als teleologisch
bezeichnet. Das teleologische Problem ist eng mit dem Naturbegriff
verbunden. Ist "die (physikalische!) Natur" (durch Gotteswille?) schon
ziel-/zweck-orientiert? Oder kann erst von Zielorientierung im
Zusammenhang, mit Begin des Lebens gesprochen werden?
=>Selbst-Vermehrung, Automotivität (im doppelten Sinne von
"Absicht"
wie auch (Selbst-) "Bewegung" => (neue) Bewegungsgesetze
=> Autokatalyse).
Oder erst auf bewußter, absichtsvoller, geistiger Ebene? =>
Kant, s.
z.B. in ^Herbert Huber "Keine Funktion
ohne Beobachter". Oder gibt es gar keine Ent-Wicklungen,
"Fortschritte", "Richtungen" und "Ziele"? Ist alles rein "zufällig",
gleich-wertig,
beliebig, und wir nennen
es nur irrtümlicherweise so? (=Teleonomie; 1958
von Colin Pittendrigh eingeführt).
Daß sich bei dem ständigen Wirkungsverlust der energetischen Formen die Energie(*)
jedoch zugleich in absoluter
Weise unverändert
erhält, darf uns nicht verwirren, denn
Energie selbst ist
nicht etwas existierendes,
unmittelbar wahrnehmbares oder, wie weit verbreitet irrig behauptet
wird sogar verbrauchbares(**),
sondern eine allein im menschlichen Denken konstruierbare
(errechenbare) Größe.
Energie ist die metaphysische
Substanz, aus der alle physikalischen Formen hervor-treten (exis-tent werden;
=>Urknall),
und die uns "hinter" diesen existierenden energetischen Formen
"nur" durch technische
Messprozesse (= empirische Informations-Prozesse)
rein
geistig
erkennbar wird (die auf den Messprozessen basierende errechenbare
absolute
(="ewige") quantitative
Erhaltung der (heute:) Energie ist die
entscheidende Grundlage der
neuzeitlichen Physik seit Galilei überhaupt - ohne dieses reale
empirisch-informatische Phänomen hätte
die neuzeitliche Physik überhaupt nicht entstehen können).
Daß die Wirkungsmächtigkeit
der konkreten
energetischen Formen
(=Qualitäten)
sich bei gleichzeitig absoluter Erhaltung der
Energie (=Quantität)
ausnahmslos
verringert (aus unserer Perspektive: "verbraucht"; das Phänomen der
Entropie), liegt daran, daß
mit jeder
Wirkung die Energie-Konzentrationen
und -Differenzen
der
Formen insgesamt
sich ausnahmslos
verringert(***), sich die Energie-Konzentrationen zunehmend verteilen
(Unmöglichkeit eines perpetuum mobile). Wirkungs-Mächtigkeit ist mithin
eine Frage der (relativen)
Konzentration der Energie (des invarianten "Ganzen") "in" den
existierenden energetischen Formen untereinander
(=>Differenzen).
*)
Energie: Maßeinheit nach dem SI-System seit 1978 := Joule. In
anderen, älteren Einheiten: 1 Watt := 1 Joule/ 1 Sekunde => 1 Wh
=
3,6 kJ; (1 kcal = ca. 4,2 kJ) => 1 Wh = ca. 0,9 kcal, also 1 Wh
= knapp 1 kcal als Merkwert.
Energiebedarf beim Menschen: Körper
in
Ruhe ca. 80 Watt (ca. 2 kWh/d bzw. 1800 kcal/d), bei Sport ca. 150
Watt; Gehirn: 15-30 Watt.
**)
Seien Sie - wenn auch in tragischer Weise - belustigt, wenn Sie
renommierte Personen öffentlich von einem Energie-Verbrauch, oder
einer
Energie-Erzeugung
reden hören. Solches Reden ist in keinster Weise
geringer anachronistisch, als würde heute noch jemand
ernsthaft behaupten wollen, daß die Erde eine Scheibe sei.
Stellen Sie sich die Energie als eine riesige Menge Legosteine vor.
Diese Menge verändert sich nicht, wenn mit dieser Menge
unterschiedliche Formen gebildet werden. Mit dieser Menge oder ihrer
Form können Sie aber weder neue Legosteine herstellen ("erzeugen", wie
die Energie-Erzeuger behaupten), noch können Sie mit dieser Menge oder
ihrer Form Legosteine "verschwinden" lassen ("verbrauchen", wie die
Energie-Verbraucher behaupten).
Red. Anmerkung: Statt der
späteren Kurzform an dieser Stelle, füge ich hier eine längere
Ausführung ein, die sich in einem z.Z. noch nicht online gestellten
folgenden Abschnitt befindet (A.4-1, "Von der klassischen zur
rational-energetischen Weltseele"). Bezüglich der
"weltanschaulichen Verwirrung" der klassischen Anschauung handelt es
sich hierbei um eines der zentralen Themata ("energetische Weltseele"),
das auf diese Weise vorübergehend hier kurz vorausgreifend erläutert
wird:
Wir können Bewegungs-Energie verbrauchen und daraus z.B. elektrische Energie erzeugen (z.B. in einem Windkraftwerk).
Beides sind konkrete energetische Formen. Die Summe aller
verbrauchten und daraus erzeugten konkreten Energiemengen bleibt dabei
(erstaunlicherweise ! ) gleich (absolute Energie-Erhaltung). Diese sich
erhaltende (Summen-) Energie ist aber "nur" eine Rechengröße
(Summenbildung), und insofern "abstrakt". "Abstrakt" nun aber nicht in
dem Sinne "bloß ausgedacht", "reine Idee", beliebig und willkürlich.
Sie ist "abstrakt", "ausgedacht" und gleichzeitig ist sie die Summe
dessen, was wir empirsch, also ganz konkret tatsächlich messen können.
Und dennoch ist es entscheidend, diesen Unterschied zwischen den
konkreten energetischen Formen und der "nur abstrakten"
physikalischen (Summen-) Energie nicht aus den Augen zu
verlieren. Denn sonst könnten wir ja gar nicht verstehen, was als
(physikalische) Energie im
Zusammenhang und Unterschied mit den konkreten
energetischen Formen bezeichnet wird.
Wir können
also nicht von einem Energie-Verbrauch oder einer Energie-Erzeugung
reden, weil etwas "abstraktes" (die Summen-Menge) ja gar nicht "als
solches existieren" kann. Ebenso kann etwas derart nicht existierendes
auch nicht "umgewandelt" werden ("Energieumwandlung"). Umgewandelt
werden können nur die konkreten energetischen Formen in andere konkrete
energetische Formen. Und hier ist es dann auch korrekt, bei diesen Umwandlungen davon zu
reden, daß die einen energetischen Formen
verbraucht
werden, um andere energetische Formen
zu erzeugen.
Erst wenn wir diese konkrete Ebene der energetischen Formen mit
in der Anschauung haben, können wir verstehen,
warum sich die Energie einerseits absolut erhält (die abstrakte Summe),
aber die Brauchbarkeit (nicht der Energie sondern die) der
energetischen Formen sich unausweichlich verringert, und zwar dadurch, daß
bei diesen Umwandlungen der Formen immer auch gleichzeitig Formen
entstehen, deren Brauchbarkeit vermindert ist (Entropie, zunehmende
Verteilung, z. B. "Verbrennung", allgemein: Wirkungsgrad immer kleiner
Eins).
Mit der
Energie wird das energetische
Vermögen
der physikalischen Formen beschrieben, das durch die konkreten
physikalischen
Formen realisiert ist, und ohne diese kein
Vorkommen hat, nicht von diesen ablösbar, verselbstständigt betrachtet
werden kann. Statt von einem "Energie-Verbrauch" ist
sprachlich korrekt von einem energetischen
Verbrauch
der Formen zu sprechen. In
Kurzform: korrekt ist der "energetische Verbrauch" (der Formen) an
Stelle eines vermeindlichen "Energie-Verbrauchs" (der Energie "an
sich", der energetischen Summe). Der "energetische
Verbrauch" (analog zum "stofflichen Verbrauch") bezieht sich also auf
die konkreten energetischen Formen, nicht auf die abstrakte physikalische
(Summen-) Energie. Der
Unterschied zwischen ("abstrakter") "Energie" und (konkreter)
"Wirklichkeit" ist fundamental. Einerseits
haben wir es mit der Ewigkeit zu tun (Energie: Physik, absolute
Erhaltung, Quantität, Zeitlosigkeit),
andererseits mit der zeitlichen Wirklichkeit (Formen: Zeit, Veränderung,
Entropie,
Qualitäten, Leben; die platonische "Schattenwelt"). Physik ist die
metaphysische Beschreibung der
ewigen, unveränderlichen einen Energie (als quasi neuzeitlicher
Gottes-Ersatz) in unserer lebendigen Wirklichkeit,
und nicht anderst herum,
wie selbst von nicht wenigen Naturwissenschaftlern
fundamental irrig geglaubt wird (Physikalismus, Naturalismus, statt
einer realistischen Beschreibung unserer lebendigen und qualitativen,
und das heißt: zeitlichen Wirklichkeit auf dem "metaphysischen
Substrat" einer quantitativ ewig
unveränderlichen, zeitlosen Energie).
Wer diesem Fundament der neuzeitlichen Naturwissenschaft mit einem
angeblichen "Energie-Verbrauch" oder einer angeblichen
"Energie-Erzeugung" zu wider redet, hat nichts von dieser Wissenschaft
verstanden. Er könnte keine Begründung für den außerordentlichen Erfolg
dieser Wissenschaft nennen
("Magie"), ist schlechterdings nicht auf der Höhe der (Neu-)
Zeit, nicht auf der Höhe der mit Hilfe dieser Wissenschaft
erschlossenen Möglichkeiten und deren Auswirkungen. Die herrschenden
praxisleitenden ideologischen Handlungsdirektiven erzeugen eine der
naturwissenschaftlichen Grundlage völlig inkompatible Praxis. Bei
einem derartig fundamentalen Unverständnis würde es geradezu als ein
Wunder erscheinen
müssen, würden mit der zunehmenden, global sich ausweitenden
Erkenntnisanwendungen nicht lebensbedrohlich desaströse Folgewirkungen
auftreten. Für eine weltanschauliche, aufklärende General-Revision ist
es höchste Zeit. Das Dilemma dabei ist, daß eine solche Aufklärung den
herrschenden Interessengruppen diametral entgegensteht (ewiges
Wachstum, "freier" Markt etc., etwas, für das eine ewig sich erhaltende
Energie im Sinne einer ewigen Wirkfähigkeit geradezu denknotwendig
erscheint). Die herrschende
pseudo-moderne
"Natur-Religion" in Verbindung mit der quantitativ
exakten Naturwissenschaft hat die wirklichen, die qualitativen
Grundlagen des Lebens auf unserem Planeten in einem Ausmaß zerstört,
wie
es in der Evolutionsgeschichte des menschlichen Handelns bisher
einmalig ist. Das Urteil der kommenden Generationen wird eindeutig sein.
***)
Wir können z.B. in einem Beschleunigerring kleinste Teilchen mit extrem
hoher Energie "aufladen" (Zielform), jedoch ist dazu eine höhere
Energie-Differenz
vonnöten als die, die in die Teilchen übergeht. Zugleich sind alle
eingesetzten ursprünglichen Formen (Ausgangsformen) "entwertet",
"verbraucht", für diese Art der Wirkung nicht noch einmal zu verwenden
(=>"Verluste",
Formen-Verlust, Formen-Verbrauch; Entropie).
| | | | Energie ist die allem
innewohnende, IM GANZEN ("metaphysisch") absolute quantitative
Invarianz, gegen die ALLEIN alle (Ver-) Änderungen /
Differenzen / TEILE
objektiv
mathematisch bestimmbar und empirisch-analytisch, quantitativ
vermessbar zugänglich
werden. Die Entdeckung dieser absoluten Invarianz (absolute
("ewige")
Referenz,
absolute ("ewige") Gleichheit des physikalischen Ganzen
(Universum)) durch ^Galilei
ist der eigentliche revolutionäre und einzig begründende Kern aller so
grandiosen
Informationsgewinne
(Erkenntnisse) durch die neuzeitliche Physik, und
sie hat für die Entwicklung einer allgemeinen Theorie der Information
fundamentale, begründende Bedeutung(*). |
*)
Die Physik ist die
einzige Wissenschaft an der studiert werden kann, was die realen
Voraussetzungen zur Gewinnung von "echten", "harten" Informationen
sind. Aus dem dabei entstehenden Modell werden dann die Grundprinzipien
deutlich, die auch die Entstehung von - im Vergleich zu physikalischen
- "weicheren" Informationskom-plexe bestimmen
(=>Wahrscheinlichkeiten).
Durch die Vermehrung
wird nun zwar nicht die Entropie, der
Verbrauch (die zunehmende
Verteilung) der Wirkungs-mächtigkeit der
energetischen Formen außer Kraft
gesetzt (auf die "Energie"-Akkumulation der Lebensformen komme ich
später noch zurück (^Die Welt der Kohlenstoffketten)), aber es tritt
ein
völlig neuartiges Phänomen in die physikalische Welt ein. So wie alle
physikalischen qualitativen
Formen im Urknall gemeinsam aus der einen und ewigen,
quantitativ
absolut unveränderlichen Energie hervortraten (exis-tent
wurden),
| | | stellt
nun jede
allererste
Selbst-Kopie (Vermehrung) eines einfachen Biomoleküls
einen gemeinsamen "Bio-Ur-Knall"
für alle weiteren aus
diesem einen, ersten Selbst-Kopier-Prozeß
hervorgehenden, existent-werdenden Kopien dar (Universum der Lebensformen).
Jedes Lebewesen, jeder Mensch verdankt seine Existenz solcherart Ur-Sprung, solcherart "Ur-Knall" (wenn
auch in der Folge verschiedene elementare Ur-Sprungs-Linien in früher
Zeit sich zu
neuen
Einheiten verbunden haben). |
Mit der Selbst-Kopie, der "Vermehrung" ist die Kopie der - so können
wir
heute
formulieren: - "Informationen" verbunden, wie ein - aus physikalischer
Sicht - solch einmaliges, außerordentliches Geschehen einer
Selbst-Kopie in der physikalischen Welt zu bewirken ist. Dieses Wissen
darf um den
Preis seines "Aussterbens" nicht verloren gehen. Es
entsteht mit dem "Bio-Urknall" ein völlig neuartiges eigenes "Bio-Universum" mit einer neuartigen Selbst-Erhaltungs-Größe
der
"self-copy-information".
Die Selbst-Kopie-Prozesse müssen versuchen
dieses Selbst-Wissen gegen wechselnde und sich wandelnde äußere
Bedingungen in sicherer
Weise
kopieren zu können. Mutationen im Kopier-Prozeß erproben den
Möglichkeitsraum und
erweitern so ihr Wissen zur sicheren Art und Weise der Selbst-Kopierung.
| | | Das
jeweilige "Selbst"
der Selbst-Kopie ist also kein leerer oder bloß raum-örtlicher Bezug,
sondern bezieht sich "inhaltlich"
konkret auf sein jeweiliges eigenes
(Selbst-) Wissen, seinem jeweiligen eigenen Informations-Bestand
hinsichtlich seiner Möglichkeiten zur eigenen Selbst-Kopie. Information
wird so
zu
einer Art selbstbezüglichen Gegenstand (und gegenüber der (Um-) Welt).
Die Selbstbezüglichkeit der Information, der wir z. B. in der Frage
"Was ist Information?" begegnen - wir also (wiederum) Informationen
dazu suchen, was Information ist -, diese Selbstbezüglichkeit ist in
der Einheit der
Trennung von Informations-Gegenstand ("Info", Mittel
(Medium)) und
Informations-Prozeß (Vermehrung) begründet
und
aufgehoben
(siehe: ^Hyperzyklus). |
Hier ist dann auch der Punkt, wodurch sich der Begriff der Selbstorganisation
hinsichtlich des "Selbst" inhaltlich konkret bestimmt. Von einer
Selbstorganisation schon der unbelebten "Materie", des physikalischen
Universums zu sprechen, muß die Frage nach dem damit konkret gemeinten
"Selbst" unbeantwortet lassen, bzw. damit die nicht-konkrete, also
metaphysische Größe Energie
meinen, auch im Falle "selbst"-organisierender dynamischer Formen
(Prigogine, dissipative (= energiedurchsetzende) Strukturen). Die
Formel von einer "Selbstorganisation
der Materie" (der Energie(*)) ist die physikalische
Analogie eines
weltlenkenden
Gottes. Ebenso wie in der religiösen Originalfassung wären
Aussagen zu den konkreten Grundlagen und "Motiven", "Beweggründen" des
"Selbst" (die Energie) einer solchen
"Selbstorganisation" unmöglich.
*)
Erst auf der Ebene der Thermodynamik - die schon keine reine Physik
mehr ist, sondern Physik "in der Zeit", in der "Nicht-Ewigkeit"
betrachtet - ist die "Materie" (die Energie) dann näher dem, was wir
als die konkreten, wirklichen energetischen Formen
bezeichnen können. Mittels der in die Zeit, "ins Diesseits" gestellten
Physik werden die zunehmende Verteilung (Entropie) der "Wärme"
(elektromagnetische Strahlung und materielle Bewegungen) und die
Akkumulation der Gravitation als die beiden großen antagonistischen
Prinzipien erkennbar, die die "Organisation" der konkreten
energetischen Formen universal
bestimmen. In einem qualitativ engen Band nahe eines thermodynamischen
Gleichgewichtes kommt es dann zu einem "Fine-Tuning" der
elektromagnetischen Kräfte, in dem eine außerordentliche Vielzahl
chemischer Verbindungen auftreten kann - einer komplexen Chemie des
Wasserstoffs und der Kohlenstoffketten, in deren Milieu dann die
Grundvoraussetzungen zur Entstehung des Lebens herrschen. Daß hier dann
für die weitere Entwicklung die Gravitation als universale Kraft noch
einen entscheidenden Einfluß - insbesondere auf die Detailentwicklungen
des Lebens - haben soll, das darf bezweifelt werden. Zugespitzt ließe
sich sagen, daß das Leben nicht so sehr "materiell" sondern vielmehr
"elektromagnetisch" (wärmeorientiert, "chemisch") sei.
| | | Von
einer Selbstorganisation (="Selbst-Übersetzung") können wir konkret also nur
bei lebendigen
Vorgängen sprechen - von einer Selbstorganisation der Information,
einer Organisation des Selbst jener Information zur Fähigkeit zur
Selbst-Kopie. |
Information
als neuartige
(Selbst-) Erhaltungsgröße und neuartige (Wechsel-) Wirkungsform
in der
Welt geht über die physikalische Natur
hinaus, wird "über-natürlich", "meta-physikalisch",
"neg-entropisch". Was wir als meta-physisch (über-natürlich)
klassifizieren ist abhängig von unserem Verständnis dessen, was wir
zunächst als (nur) "natürlich"
(physisch) auffassen. An diesem Punkte
nun ist entscheidend,
| | |
daß die herrschenden
Anschauungen diese Grenze zwischen dem Natürlichen, Physischen (Natur,
Physis, Physik, "Materie") einerseits, und
dem Übernatürlichen, Metaphysischen andererseits, zwischen Materie
(Physis, Natur) und Geist
setzen, und nicht
schon
zwischen physischer
Materie und "lebendiger
Materie". Als metaphysisch
wird erst der Geist verstanden, nicht jedoch schon das Leben selbst.
Die Frage an dieser Stelle ist: wollen wir eine ganz offensichtlich
überholte Begriffstradition fortschreiben, oder unsere Begriffsbildung
an den neuen Erkenntnissen orientieren? |
Die
Vermehrung als
Selbst-Kopie ist eine "virtuelle" Überwindung der Entropie, Ursprung
aller von manchen sogenannten "neg-" entropischen (nicht-
verbrauchenden bzw. sogar "konstruktiven", "schaffenden"), lebendigen
Phänomene. Der Nicht-Verbrauch, die "Nicht-Entropie" (noch nicht die
"Neg-Entropie"), die Selbst-Erhaltung der Information reflektiert das
katalytische Wesen der Information. Dieser Nicht-Verbrauch bezieht sich
dabei auf die
Information im Sinne des Inhaltes ("how to do a self-copy"). Die
jeweiligen ("materiellen")
Informations-"Träger" (Informations-"Gegenstände", Mittel, Medien)
unterliegen jedoch
weiterhin der physikalischen
Entropie, dem
Verbrauch. Dieser physikalische Verbrauch wird kompensiert durch
erneute Selbst-Kopien (=>Selbsterhaltung der Information).
| | | In
diesem Sinne ist die eigentliche Erhaltung nicht materiell sondern
"virtuell"(*), aber
zugleich durchaus
real.
Eine Abwertung als "nur"
virtuell (nicht ewige, nur zeitliche "Schattenwelt") würde den realen
und einzigartigen Status dieser Erhaltung
verkennen. Die eigentliche Erhaltungsgröße "Information"
ist nicht
materieller, physischer, sondern - in dem neuen, konkreten Sinne - metaphysischer
= lebendiger
Natur, wenn auch diese Erhaltung der
materiellen Vermittlung (materiellen Medialität, "Stoffwechsel") notwendig bedarf. Mit der neuartigen Selbst-erhaltungs-größe
"Information" innerhalb des kontinuierlich vergehenden Universums der
energetischen Formen ist das Entstehen einer nicht-physikalischen,
"meta-physikalischen", "virtuellen" Eigendimension
implizit verbunden; eine "Dimension", die wir als sensorisch höchst
entwickelte Lebensform "die
Zeit" nennen. |
*)
virtuell: franz.: virtualité = innewohnende Kraft od. Möglichkeit;
lat.: virtus = Tüchtigkeit, Tapferkeit, Tugend
A.2.5
"Leben"
- Ein wissenschaftliches Tabu?
In uns ist das Leben sich selbst zur Frage geworden und wird nicht ruhen, ehe es eine Antwort gefunden hat ^ Bambauer & Illies
-
| | | Vermehrung
verbinden wir mit dem Leben, der "lebendigen
Materie". Leben vermehrt sich, ja. Aber welch eine seltsame Stimmung
kommt
in uns auf, wenn wir hier beginnen wollen vom Ursprung des Lebens zu
sprechen? Der
"Geruch" des Tabus zieht auf. Woher stammt diese offenbar tief sitzende
Hemmung? |
Über den Urgrund des Lebens sprechen zu
wollen löst spontan das Vorurteil der Anmaßung aus. "In Gottes Karten
kann der
Mensch nicht schauen"? Trifft
hier selbst noch ein Atheist auf die Imagination eines Schöpfer-Gottes
als
Widerstand? Wollen wir es wagen den möglichen Ursprung des Lebens
selbst zu
bedenken? Oder könnte es ganz einfach lediglich die (eigentlich ja zutiefst
alarmieren müssende) Tatsache sein,
daß der Unterschied zwischen "toter" und "lebendiger Materie" heute, wo
angeblich alles
ohne
Ausnahme "natürlich" sei, keine
Tradition des Bedenkens mehr kennt? Und
| | | daß
die "Vermehrung" von
zunächst winzigsten Biomolekülen für so "trivial" gehalten wird, daß
hieraus unmöglich etwas
gänzlich neues, eigenes, eine ganze,
neue, EIGENE Welt des
Lebendigen entstanden, und im Laufe der
Evolution daraus so etwas großartiges wie der Mensch als
Geistes-wesen
sich hätte entwickeln
können? |
Für nicht wenige Menschen ist es ja
noch nicht einmal denkbar,
daß der Mensch und der Affe eine gemeinsame evolutionäre Ursprungslinie
hat.
Der
Mensch hält sich für das höchst entwickelte Wesen auf diesem Planeten.
Aber bedeutet dies zugleich auch schon daß das was er denkt (über
sich
und die Welt) schon raffinierter, komplexer ist als das was ihn
überhaupt erst leben und solches zu denken ermöglicht? (lebendiger,
biologischer
und zeitlicher
"Unterbau",
statt eines (klassisch) metaphysischen,
quasi-göttlichen
bzw. "universalen" und nicht-zeitlich ewigen "Überbaus"
(=>Natur-Gesetze)).
Angesichts der gerade in den letzten Jahrzehnten erarbeiteten
Erkenntnissen zu den inneren Lebensprozessen erscheint der heutige
weltanschauende Mensch dagegen viel eher als ein des weiteren Bedenkens
äußerst bedürftigen
Wesen. Das Denken
des Menschen ist die höchst entwickelte Lebensform, aber die Inhalte
seines Denkens sind von dieser "Höhe", des "Raffinements dieses Unterbaues", allein schon angesichts der
Auswirkungen seines Handelns - zwar nicht genau bestimmbar, so aber
doch -, "mindestens noch meilenweit" entfernt. | | |
Es bedarf keiner aufwendigen
Besinnung, in der uns alle fundamental bestimmenden Bedeutung des
Phänomens
des Lebens(*) auf der einen Seite, und andererseits in dem Fehlen einer
jeglichen wissenschaftlichen
Begründung
für eben dieses Phänomen, die
größtmöglich denkbare Blindstelle in unserer Weltanschauung zu
erkennen. Und ist es
nicht im höchsten Maße erstaunlich, alarmierend, daß dieses den
allerwenigsten (auch und gerade Wissenschaftlern) überhaupt noch
auffällt? |
*)
So wurden seit der
klassischen Antike bewegende Kräfte in den Bereichen der für uns heute
"toten" Natur als "lebendige" Kräfte bezeichnet. Selbst in einer
Filmdokumentation von 2005 noch wurde das Sonnensystem
als "lebendiger
Organismus" bezeichnet. Zur Auffassung des Menschen als Mechanismus,
als Maschine siehe z.B. ^Laska zu La
Mettrie.
Der (natur-(*)) wissenschaftlichen Anschauung nach hat
es einen Ursprung des Lebens überhaupt nicht gegeben.
Der
Bereich der "lebendigen Materie" ist Teil des physikalischen
Kontinuums, welches ohne qualitative Zäsur bis hin zu jenem unendlichen
Abgrund reicht, der die Natur vom Geiste trennt. So hat Darwin denn
auch nicht über den Ursprung
des Lebens
- the origin of life -, sondern ("lediglich") über den Ursprung der Arten
- the origin of species (durch natürliche Selektion) - theoretisiert.
Mit dem tatsächlichen Ursprung des Lebens kann sich Wissenschaft erst
seit der empirischen Aufklärung der tatsächlichen
Vorgänge, der Einsicht in den wesentlichen
"Trick" des Lebens, der das Leben von der reinen physischen Welt
qualitativ unterscheidet - der hyperzyklischen Selbst-Katalyse, seiner "Selbst-Wirklichkeit"
(Selbst-Bewirkung, "Eigen-weltlichkeit", Soziabilität) - befassen. Aber
an genau dieser Stelle hat die Naturwissenschaft - ideologisch in
die eine oder andere Richtung überfrachtet - ihre eigene Revolution
bisher verschlafen.
*)
Hier geht es
vorrangig zunächst um die Naturwissenschaft. Gleiches gilt aber auch
für die Geisteswissenschaft, für die es ebenso keinen eigenen
evolutionären Ursprung des Lebens gegeben hat. An dieser Stelle zeigt
sich, daß Natur- und Geisteswissenschaft bisher trotz ihrer
oberflächlichen Gegensätzlichkeit weltanschaulich-ideologisch eineiige
Zwillinge sind (=Dualismus, an Stelle der realistisch notwendigen
"eineiigen Drillinge" Natur-, Lebens- und Geistes- Wissen-schaften).
Können wir also überhaupt
schon von einer wissen-schaftlichen
Welt-Anschauung
sprechen, wenn (bisher) das uns allerwichtigste - das Leben - in dieser
Anschauungs-Welt (noch) völlig ausgeblendet ist?
| | |
Und können wir schon
von einer Wissen-schaft
sprechen, wenn diese
genötigt ist zu behaupten, von sich selbst als lebendiges
Phänomen,
als Phänomen des Lebens in
dieser Welt
noch
nichts
zu wissen,
noch nichts aussagen zu können? Wissenschaft allein zur geistigen
Erkenntnis der
ewigen "Welt-Seele" (des "ewigen Überbaues"), im Sinne heute einer
physikalischen GUT (Große
Vereinheitlichte
Theorie)
des Universums, einer FINALEN
Theorie "für (wirklich??) ALLES" (Theory
of Everything
(TOE))?
Ist so etwas überhaupt schon Wissenschaft
zu nennen? Oder handelt es sich bei genauerer Betrachtung hierbei nicht
doch erst noch nur um eine neuere Form "heidnischer" und im Kern
vor-neuzeitlicher Natur-Religion?
Und trotz aller "Empirie", die auch als neue Form der Götzen-Verehrung
gesehen werden kann; als Götzen-Dienst für einen nunmehr durch quasi
"goldene Zahlen und Formeln" messbar
existenten und monistischen,
durch "gute" ("richtige", allein "rationale") Taten beeinflußbaren
("handhabbaren") universalen "Abgott", neben
dem nichts anderes als etwas wesensdifferent existierendes anerkannt
wird; gegenüber allem anderen ("un-natürlichen")
"wider-lich" ist? Sind Natur-"Wissenschaftler" so etwas wie religiöse
Fundamentalisten, deren "Aber-Glaube" in Verbindung mit unserem
"Physik- bzw.
Natur-Vertrauen" uns in die globale Katastrophe führt?
Die "westliche Kultur", mit ihrem dominierend gewordenen fundamentalen
Glauben an die nur eine, die ewige und singuläre Natur und
einer entsprechenden Natur-"Wissenschaft", wird sich
beeilen müssen um aus ihrer
zwischenzeitlich bezogenen Parkposition im Reservat der Beliebigkeit
(aus der Perspektive der Ewigkeit
und deren impliziter "Wertfreiheit"
(Wertlosigkeit durch Fehlen jeglicher Qualitäten) betrachtet eine
logisch zwingende Folgerung (=>
platonische "Schattenwelt")) herauszukommen. Denn
sonst wird sie zu den zeitlichen
und werthaltigen,
nicht nur physikalisch-energetische Quantitäten, sondern wirkliche
Qualitäten
betreffenden Herausforderungen vor denen
die Menschheit des 21. Jahrhunderts steht, keine Lösungsbeiträge
leisten
können. Und in einem solchen Falle könnten die evolutionären
Errungenschaften der Demokratie und Aufklärung mit dem Niedergang
dieser Kultur ebenso auch wieder verschwinden. |
A.2.6
Von
der Lebenskraft zum physikalischen Darwinismus
Die Suche nach einer vis vitalis, der besonderen,
im Unterschied zu den
("toten") physikalischen Kräften einzigartigen eigenen
"Kraft des Lebens" (^Lebenskraft)
ist in Folge der durch Friedrich Wöhler 1828 gelungenen Synthese des
(organischen) Harnstoffes eingestellt worden. Zuvor wurde nach dem
entscheidenden Unterschied
zwischen den allein
nur durch Lebensprozesse entstehenden Molekül-Formen der organischen
Materie einerseits, und den gewöhnlichen rein physikalischen
(chemischen) Formen der anorganischen
Materie andererseits gesucht; nach jener speziellen, das Leben
auszeichnenden
eigenen, besonderen Kraft. Wöhlers Experiment zeigte nun, daß der organische
Harnstoff aus gewöhnlicher anorganischer Materie künstlich(!)
herstellbar
war.
| | | Dadurch
erschien es nun, daß zwischen beiden Arten der Materie, der organischen
und der anorganischen keinerlei
wesentlicher
Unterschied bestand, sondern das Leben in
gleicher Weise wie das
Universum
"rein natürlich" sei(*).
(Interessant ist an dieser Stelle das Bedenken, daß die Herstellung des
Harnstoffes durch den Experimentator ("Organisator") Wöhler bei Lichte
betrachtet ja wiederum "organischer" (= übersetzender) Natur war, was
so aber zu jener
Zeit offenbar noch denkunmöglich war) |
*)
Haeckel: "Die Zellentheorie
hat uns gezeigt, daß alle verwickelten Lebensthätigkeiten der höheren
Thiere und Pflanzen von den einfachen physikalisch-chemischen Vorgängen
im Elementar-Organismus der mikroskopischen Zellen abzuleiten sind,
..." (Anhang: Anmerkungen und Erläuterungen zu S.105 in "Die
Welträthsel" (1899)).
Haeckels Vorläufer, Ludwig Büchner formuliert: "... so hoch
differenziert und eigentümlich auch die Charaktere des Lebens sein
mögen, [sind] dieselben doch nichts mehr und nichts weniger [...], als
Bewegungen der unter eigentümliche und hochspezialisierte Bedingungen
gebrachten gewöhnlichen Materie." Der sorglose, um nicht zu sagen, der
bewußtlose und aussage-negierende Gebrauch des Wortes "eigentümlich"
bringt an dieser Stelle zum Ausdruck, daß hier nicht Verstand sondern
ideologisches Zwingen am Werke ist. Denn entweder ist es eigentümlich
oder eben gerade nicht und stattdessen nur der gewöhnlichen Materie
eigen.
Gegen
Ende des Jahrhunderts entwickelte sich eine "^Lebensphilosophie"
(^Wilhelm Dilthey
(1833-1911), Henri Bergson (1859-1941) u.a.), die sich
gegen die völlig rein
rationalistisch-wissenschaftliche (physikalisch-natürliche)
Vereinnahmung des Lebendigen zu erwehren versuchte.
| | | In
ihrer eher nicht-rationalistischen und anti-aufklärerischen
Grundhaltung versuchte sie allerdings erst gar nicht den aufgegebenen
Unterschied zwischen anorganischer (physikalischer) und lebendiger
Materie rational und
aufklärerisch kritisch zu hinterfragen. Mit der zwischenzeitlich
dominierend gewordenen Evolutionstheorie Darwins, die die
physikalische Vereinnahmung des Lebendigen entscheidend ausgeweitet
hatte, erschien ein solcher Versuch auch wenig aussichtsreich. Auf
Dilthey geht auch die heute geläufige ^Unterscheidung
von Natur-
und
Geistes-wissenschaften
zurück (und eben nicht von Natur- und Lebens-Wissenschaft). |
Vor ^Darwins
Evolutionstheorie (Deszendenz- (=Abstammungs-) Theorie (1859), deutsch:
"Über die Entstehung der
Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten
Rassen im Kampfe ums Dasein"(*)) galt der Mensch als ein
von den anderen Lebewesen
grundverschiedenes Wesen. Es galt selbstverständlich, daß jede Art der
Lebewesen eine eigene, göttliche Schöpfung war. Es dauerte faßt weitere
100 Jahre nach Darwins Theorie, bis ^Watson
und Crick 1953 mit
der DNA
(Desoxyribo[se]nucleinsäure) die chemische Grundstruktur des Lebens
entschlüsselten. Die letzte Hürde zur endgültigen Aufklärung des
eigentlichen Momentes der Entstehung des Lebens besteht heute in einem
"henne-ei"-ähnlichen Problem: Enzyme (als Katalysatoren wirkende
Proteine) werden von der RNA (eine aus der DNA kopierte
Produktionsanleitung) produziert, aber diese Enzyme sind wiederum für
die
Produktion
der zuvor
dafür ja benötigten Kopien
der RNA aus der DNA notwendig (=Hyperzyklus).
Forschungs-schwerpunkt sind deshalb heute
Untersuchungen zur Evolution in einer vorbiologischen molekularen
"RNA-Welt" (^Schuster1999). *)
original: "On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or
the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life"
Mit der Theorie des selbst-katalytischen Kreisprozesses (^Hyperzyklus,
Eigen/Schuster 1979) ist die Möglichkeit für ein gänzlich neuartiges
Verständnis der
Frage nach dem WIE des Lebens entstanden. Denn
| | | die
Frage nach dem Leben läßt sich zweifach stellen:
-
als die Frage nach dem WAS
das Leben ist (Antwort: Vermehrung, =>Darwinismus), und
-
als
die Frage nach
dem WIE das
Leben ist, WIE das Leben das Leben macht - konkret
<!> -,
Antwort: ???
Zu Darwins Zeiten hatte davon zwar niemand eine Ahnung, aber unter
vielen Natur-"Wissen-schaftlern" herrschte mangels jeglichen Wissens
der feste Glaube daran, daß das WIE des Lebens rein "natürlich" sei.
Durch die Entdeckung der Struktur der DNA und den tatsächlichen,
konkreten Vorgängen im Detail wissen wir es heute nun besser, tat -
sächlich: Das Leben ist nicht "natürlich", sondern selbst
- katalytisch, "hyper-zyklisch", und unterscheidet sich damit von allen
"natürlichen" Vorgängen im Sinne rein physikalischer/chemischer
Vorgänge, bei denen allesamt eine solche lebens - eigentümliche
Wirkungsart nicht zu beobachten ist! (*)
|
*) Manfred
Eigen selbst sieht allerdings in dem Hyperzyklus, dem Einsetzen
des völlig
neuartigen Phänomens der Vermehrung, der "self-copy"
keinen "Bruch", keine
Zäsur im physikalischen Geschehen. Auch in dem neuen
Wirkungsraum der
Vermehrung schreiben sich angeblich allein die physikalischen Gesetze
einer "Selbstorganisation der
Materie"
fort, es entsteht keine Art
neuer Eigengesetzlichkeit/ Wirkungsqualität - ja, eigentlich entsteht
hier gar nicht neues; es gibt keinen Unterschied zwischen "toter" und
"lebendiger" Materie. Ohne die Annahme massivster ideologischer Zwänge
eine kaum erklärbare Denkweise. Zur Rettung der universalen Kategorie
des "Natürlichen" wurde (vergeblich) sogar nach weiteren,
vergleichbaren Vorkommen gesucht - ein Unterfangen, daß aber schon in
sich aussichtslos ist, denn was wäre denn anderes zu finden als etwas,
das dann wiederum (hyperzyklisches) "Leben" wäre.
Vom Hyperzyklus aus ein (erstes und tatsächliches) Verständnis der
Information zu entwickeln, scheint außer einem frühen und vereinzelt
gebliebenen Ansatz ( ^Stefan Meretz 1992)
nicht weiter versucht worden zu sein.
In den letzten etwa 10 Jahren sind einige Versuche unternommen worden,
zu einem einheitlichen Begriff der Information zu gelangen, oder
Zusammenhänge von Information und Selbstorganisation zu erkennen (^Annäherungen). Bisher
weitestgehend sind die Andeutungen von ^Fuchs-Kittowski
(2004), daß die Information entscheidend irgendwie mit dem
Leben ursächlich in Verbindung zu bringen wäre.
Bei der Frage was das Leben ist, steht zunächst die einzigartige
Fähigkeit zur Vermehrung
augenfällig im Vordergrund. Aus darwinistischer Sicht wird die
Vermehrung letztlich zu einem Über-Leben,
da das Vermehrungs-Drängen
der Lebensformen durch die physikalischen Ressourcen unausweichlich
begrenzt ist. Das Über-Leben ist darwinistisch die Grenzschicht, an der
das Vermehrungs-Drängen und die physikalische Biotop-Hülle aufeinander
stoßen. An dieser Grenzschicht wird das Vermehrung-Drängen reflektiert
und wendet sich gegen die Lebensformen selbst; das Leben
(Lebens-Drängen) wird so zu einem Über-Leben "reflektiert", es kommt
innerhalb der physikalischen
Biotop-Hülle zu
einem allumfassenden Über-Lebenskampf
der Lebensformen untereinander.
An dieser Darstellung wird deutlich,
daß Darwins Theorie
eine physikalische Theorie ist. Das Leben wird in den physikalischen,
energetischen Kontext eingebettet betrachtet, und sodann physikalisch
interpretiert. Aus darwinistischer Perspektive
sind die dabei evolutionär neu entstehenden eigentlichen Leistungen
der Lebensformen diesseites eines als quasi "Meta-Lebens" zu
verstehenden Über-Lebens
(so z.B. auch die Herausbildung des menschlichen
Geistes) völlig ohne Belang, nicht
entscheidend; sie sind "lediglich" zeitlich, vorübergehend. Ewig
wahr
ist und
bleibt für alle Formen darwinistisch allein ihr physikalischer
Kontext ("Umwelt"), selbst dort, wo dieser als Lebensformen wiederum
selbst auftritt.
Darwins Theorie ist Teil der klassischen Wissenschaft, da sie allein an
dem
ewig Wahrem (dem Zwang des Lebens zum Überleben in der begrenzten
energetischen "Hülle"), nicht aber an den
konkreten zeitlichen Formen orientiert ist (diese interessieren allein
nur zur
Beweisführung der Abstammung (Deszendenz)). Als
rein
physikalische Theorie bewegt sie sich
im Rahmen ihrer gesetzten energetischen Voraussetzungen, und ist in
diesem
Rahmen
auch völlig korrekt. Zu wissen WIE das Leben das Leben macht, das ist
aus darwinistischer Sicht nicht notwendig, nicht entscheidend ("Schattenwelt"), und es
werden dazu auch keinerlei Annahmen formuliert, die für diese
Theorie
wesentlich wären.
| | | Die
Vermehrung wird darwinistisch als eine neuartige, drängende energetische Form(*)
aufgefaßt, deren Drängen an der physikalischen Biotop-Hülle
reflektiert sich zu einem Über-Leben
wandelt (ja, die Drängungs-/ "Impuls-Richtung" sich geradezu negiert).
Wie
in der Physik sind aus darwinistischer Sicht die dabei entstehenden
(zeitlichen, und jetzt: Lebens-)
Formen außer allein zum Nachweis der
Abstammung (Deszendenz) ohne eigentliche Bedeutung. Darwins Theorie ist
eine (klassische) Physik
der Lebensformen, in der allein das (lebens-) ewige Gesetz des
"Überlebens" ("Meta-Leben") in deren physikalischer
Einbettung wahr und wesentlich ist. Darwin wird so denn auch als der "Newton
der Biologie" bezeichnet (Haeckel).
Obwohl
die Vermehrung ("self-copy") die fundamentale Grundbedingung der
darwinschen Theorie ist (ohne Vermehrung keine Vererbung, keine
Mutation und Selektion, kein Über-Lebenskampf), wird dieser allein
lebenseigentümlichen Qualität keine weitere Beachtung zuteil. Es wird
schon "rein natürlich" (= physikalisch; das "Lebens-Was") zugehen, ist
der ideologische Kern, der dieses Denken von seinem eigentlichen
Gegenstand, der konkreten Wirklichkeit des Lebens (dem "Lebens-Wie",
DNA, Hyperzyklus, Information, Informations-Organismus), völlig
abschneidet, isoliert. |
*)
Die "Lebenskraft" wird hierbei
einerseits als etwas eigenständiges eliminiert, und andererseits durch
die Zuschreibung der Lebensäußerungen zu den rein physikalischen
Phänomen zu einer Wirkungsform der allgemeinen physikalischen Energie
erklärt. Dies ist jedoch nicht weniger rein spekulativ, wie die Annahme
einer besonderen "Lebensenergie". Keine der beiden Positionen war in
der Lage konkrete, empirische Gründe für ihre Annahmen zu benennen. Bis
zur Entdeckung der DNS und der hyperzyklischen Natur der Lebensvorgänge
war dies ein rein ideologischer Streit.
Die
verschiedenen lebendigen "Energie"- Formen entstehen, wenn auch
jetzt auf der
Grundlage eines Prinzips von Versuch und Irrtum (Mutation und
Selektion
= Evolution),
quasi-mechanisch
notwendig allein auf Grund des durch das
nicht selbst-kontrollierbare
("blinde") Lebens-Drängen der einzelnen Lebensformen selbst
verursachten
lebens-ewig bestimmend bleibenden "Natur"-Gesetz
des "Überlebens". An
dieser Stelle nun aber endet Darwins Wissenschaftlichkeit (nennen wir
den bisherigen, den physikalischen Bereich Teil A). Seine Thesen, wie der Mutationsprozeß (Teil B)
und wie der Auslese-/
Selektionsprozeß (Teil C) konkret sich realisieren, waren
allerdings reine
Spekulationen
und hinsichtlich der Auslese/ Selektion (Teil C) empirisch nicht allein
so, sondern auch ganz anderst zu beobachten - können also keine
Allgemeingültigkeit, keinen Gesetzescharakter haben -, und hinsichtlich
seiner Vorstellungen zur Mutation (Teil B) sind diese im Laufe der Zeit
sogar widerlegt worden (siehe ^Lönning:
Johann Gregor Mendel).
Hinzu kommt, das Darwins "struggle for life" bzw. Spencers "survival of
the fittest" einer Wert-Skala (Qualität) entspricht, etwas, das der
reinen mathematisch-physikalischen Anschauung fremd ist. Hier wird eine
erkenntnisadäquate Eigenschaft(*) des lebendigen
Evolutionsprozesses deutlich, dessen "Träger"
historisch erst später mit der Entdeckung der Gene erkennbar wurde.
*) Im Rahmen der ^Evolutionären
Erkenntnistheorie
(EE) wird versucht, die Entwicklung bis hin zum menschlichen Geist in
ihren evolutionären Schritten zu rekonstruieren. Auch wenn die EE als
die bisher größte Annäherung an die konkreten, tatsächlichen Vorgänge
betrachtet werden muß, so bleiben die Versuche letztlich spekulativ, da
auch hier in der Entstehung des Lebens keine Zäsur in der Wirkungsart
gegenüber den rein physikalischen Formen gesehen wird. So verwendet die
EE weder einen begründeten Informationsbegriff, noch ist sie in der
Lage zu entscheiden, ob Geist schon eine der physikalischen Welt
innewohnende Eigenschaft sei (Seele, rationaler Weltgeist,
=>Ditfurth (=> So, wie die Augen ein Beweis für die
Existenz der
Sonne sind, so ist das Gehirn ein Beweis für die reale Existenz des
Geistes)), oder ein erst mit dem Leben sich prinzipiell
konstituierende, letztlich "emergente" Eigenschaft. Der Vorstellung von
einer "Emergenz", also der Idee, daß aus dem Zusammenwirken von vielen
Teilen etwas neues "entspringt", haftet eine irrationale Magie an. Die
Formel: "Das Ganze ist stets mehr (= neu
= emergent, folgend) als die
Summe seiner Teile" ist unklar formuliert. Korrekt müßte es heißen:
"Das Ganze ist etwas
anderes (= konstitutiv, grundlegend) als die
Summe seiner Teile".
Dieses Ganze ist
das (Wirkungs-) Prinzip,
das "hinter" den Teilen als gemeinsames steht, deren gemeinsames
"Wesen" (in der Physik ist dies die Energie). Wird dem Leben keine
allein ihm eigene Wirkungsart
zugesprochen, zugleich aber auch nicht schon dem Universum selbst
zugeschrieben, dann bleiben alle mit dem Leben verbundenen Phänomene
unerklärlich, oder weil dies zu sehr nach rationalem Versagen klingt:
"emergent". Alle sogenannten "emergenten" Phänomene sind logische
Konsequenzen, Möglichkeiten, die durch die zugrunde liegende
Wirkungsart
("Wesen", "Ganzes") eröffnet werden. Erst wenn diese Wirkungsart
entdeckt ist, wird aus "emergenter Magie" logische Erkenntnis der
tatsächlichen Bedingtheiten.
So wie der physikalische Teil der darwinschen Theorie kaum widerlegbar
sein wird
(es sei denn die absolute Energieerhaltung - das alleinige Fundament
der Physik - würde sich dereinst als falsch, als überwindlich
erweisen), so willkürlich und mit beliebigen Inhalten läßt sich das
konkrete WIE der Auslese/ Selektion mit beliebigen
ideologischen Inhalten aufladen (-ismen => Darwinismus,
Sozialdarwinismus).
Darwin war hier allein
von wissenschaftsmethodischen (-ideologischen) Interessen,
keinesfalls von empirischen
Fakten
geleitet. Er wandte sich gegen eine
intrinsisch (= von "innen" her, aus eigenem Antrieb) - und statt dessen
für einen von "außen" wirkenden Einfluß, der (Umwelt-) "Natur" als
"Züchter" -,
sowie teleologische,
insgesamt als "göttlichen Plan" oder als das Walten anderer "magischer"
Kräfte (=>Lebenskraft) zu interpretierender Auffassungen, zur
Abgrenzung und Selbstbehauptung der neuzeitlichen Natur-Wissenschaft.
Alles sollte allein
"mit rein
natürlichen Dingen" zugehen(*).
*)
Darwins methodischer Zwang ging so weit, zu behaupten, "daß in unserer
modernen, auf christlich
humanitärer Grundlage aufgebauten Zivilisation eine "natürliche
Auslese" nicht zustande kommt und die Tüchtigsten nicht überleben."
(Wallace, "Menschliche Auslese" (Harden's Zukunft 1894, Bd. 8), nach ^Hertwig )
Und das Leben
verstößt tatsächlich nicht gegen die Naturgesetze,
nicht gegen die Entropie. Aber das eigentliche Wesen des Lebens "sitzt
seinen" materiellen Elementen und deren Gesetzen (selbstkatalytisch,
=>Hyperzyklus (autokatalytisch, automobil)) eigen-gesetzlich
"auf", wie der
Fahrradfahrer als Lenker dem Fahrrad
vergleichbar "aufsitzt". Es
"reitet auf der 'toten' Materie", und hat dabei seine eigenen,
eigenweltlichen Gesetze (=>Information). Die universalistische
(physikalisch-) naturalistische Auffassung verneint, ignoriert dagegen
eine solche Möglichkeit der Eigen-Gesetzlichkeit
und Auto-Motivität
(ursprünglich gegen "Magie" und göttliche
Einflußnahme gewandt), mit der das Leben über die rein physikalischen
Gesetze ("metaphysisch" im neuen Sinne) hinaus gelangt, und ist
mit diesem ihrem "missing link" unfähig den besonderen, eigenen,
insbesondere den menschlichen Phänomenen des Lebens überhaupt Existenz,
also Vorhandensein zuzuerkennen.
| | |
So trägt Darwin schwer - einerseits am großen und bleibenden Erfolg
seiner Evolutions-
und Abstammungstheorie, und andererseits an den
barbarischen Folgen seines völlig unwissenschaft-lichen Auslese-/
Selektions-Konzeptes: Haeckel, Kriegseuphorie, Faschismus,
und heute die von "unnatürlichen Gutmenschen" eingerichteten
"un-natürlichen Selektions-Hindernisse"
ausräumende euphorische neo-"liberale" Freimarktideologie (Neoliberalismus),
in der die weltlenkende heidnisch-göttliche Güte der Weltmaschine noch
im
Sinne eines Adam Smith (^Segbers)
durch die nobelpreisgeadelte Idee eines Herrn
Hayek durch die natürlichen Gesetze der "toten" Materie ersetzt ist,
und die
GESAMTE Lebenswelt in die einzige "natürliche Richtung",
in die
Richtung des materiellen,
entropischen "Wärmetodes"
zwingt - der "natürliche" (sozialregelungs-) freie Markt, die
Natur zum Markt geronnen als allein aktiver
Menschenzüchter zur
"evolutionären" Herausbildung des zum Über-Leben allein befähigten
("naturerwählten") "Über-Menschen" (Herrenmenschen) und
zur
"natürlichen" Vernichtung, Verdrängung, Ausrottung, mindestens jedoch
zur billigen "Dienstbarmachung" der
aus solcher Sicht "natürlicherweise" sonst nicht über-lebenswerter
Menschen(*) - (=>Vermehrung, Fortpflanzung). |
*)
siehe die zunehmende Tendenz, an ausgesuchten Beispielen
die "Verlierer im neuen ('evolutionären') Lebens-Roulett"
als "unwerte Schmarotzer"
hinzustellen; wie christlich,
sozial
und demokratisch
sich nennende
Parteien ganz offensichtlich völlig besinnungslos die Ideologie ihres
sie in allen
diesen ihren Attributen widersprechenden
Fundamental-Gegners in
gesellschaftliche Wirklichkeiten umsetzen.
In den von dem SPD-Generalsekretär Olaf Scholz (seit Ende 2007
Arbeitsminister) 2003 formulierten ^Grundthesen
zur "Neuen Mitte" wird der "Wert der Arbeit" ins Zentrum gestellt, zum
Primat des (neuen) politischen Denkens der SPD erklärt. Ein derartiger
Verzicht auf ein Primat des "Wert des Menschen" ist vielleicht für
protestantische Fundamentalisten akzeptabel ("Ökonomismus"), nicht aber
mit der christlichen Weltanschauung des Mittelpunktes eines jeden
einzelnen Menschen vereinbar. Durch die Entscheidung für die Formel
"der Mensch lebt um zu arbeiten" statt der Formel "der Mensch arbeitet
um zu leben" gerät das Denken auf die nationalsozialistische Schiene
und deren Verbindung zum ideologischen Ursprung der faschistoiden
universal-naturalistischen Weltanschauung, deren heutige politische
Ausdrucksform der Neo-"Liberalismus" ist. Worin sich "Ein-Euro-'Job'"
und "Arbeitsdienst", der KZ-Leitspruch "Arbeit macht frei" und die
bedingungslos gewordene Parole "jede Arbeit ist zumutbar"
intellektuell-weltanschaulich noch unterscheiden sollten, werden auf
einem solchen Fundament gegründet unbegründbar. Die menschlichen
Potentiale werden auf das nur noch eine einer "Teilhabe an Arbeit"
reduziert, und notfalls durch die ARGE (Arge: ([vormals] veraltend:)
der Teufel, Satan (DUW 1989); => "geht zum Teufel") durch
Zwangs-Förderung oder andernfalls ökonomischer, sozialer und
psychischer Ruinierung "sichergestellt". Die Politik entledigt sich auf
diese Weise, durch sozial-darwinistische Selektion mittels einer
"Sozialisierung des 'Verlierens' und Privatisierung
des 'Gewinnens'" ihrer Aufgabe zur gesellschaftlichen Gestaltung im
Sinne des Grundgesetzes, der Menschenrechte und der christlichen
Weltanschauung. Nur wenn Mangel herrscht ist Reichtum durch hohe
Preise/Löhne
"am freien Markt" möglich. Diese Logik erzwingt die Teilung der
Gesellschaft in Mangel für viele und Reichtum für wenige. "Wohlstand
für alle" und "freier Markt" sind funktionslogisch fundamentale
Gegensätze. Gewinn-Maximierung erfordert Mangel-Maximierung.
Die solchen, kaum noch verbergenden
Textur-Reden á la Scholz demgegenüber tatsächlich entscheidenden
politischen
Umformungen und deren aktive, ganz konkrete Steuerung in der "reichsten
Bundesrepublik Deutschland aller Zeiten" werden von ^Segbers in: "Politik der leeren Kassen"
anschaulich aufgezeigt.
Zugleich wird das "Dritte Reich" in täglichen TV-Sendungen
dokumentarisch prozessiert, so, als sei
jenes, quasi "von Himmel
gefallen" der Beginn aller Zeiten
gewesen (wovon offenbar auch die Antifa-Aktivisten ausgehen), und es
keine Geschichte zuvor gegeben hätte, in der mit dem Erfolg der
darwinschen
Theorie die
Wurzeln für dieses Aufkommen des Faschismus liegen, und die, auf diese
Weise medial zum Verschwinden gebracht um so ungebremster von jeder
Kritik unbehelligt in zeitgeistadäquater Form mehr und mehr die
gesellschaftlichen Wirklichkeiten unterminieren.
Öffentliche Darwinismus-Kritik tritt nur noch auf im
demgegenüber vergleichsweise mindestens "beschönigend" zu nennenden
Zusammenhang mit religiösen Bewegungen, die in ihren Kritiken sich auf
den die göttliche Schöpfung negierenden Evolutions-Aspekt reduzieren,
aber hinsichtlich der
Selektion/Auswahl sich wohl nur in der Hinsicht unterscheiden würden,
daß es nicht die Gesetze der Natur (bzw. "des Marktes"), sondern daß es
Gott, bzw.
die göttlichen
Gesetze seien, wodurch Menschen/ Gruppen/ Völker zu den "Auserwählten"
erhoben werden.
Grundlegend siehe: ^Hertwig, ^Nicolai,
^Lönning, ^Segbers.
^Hertwig
stellt zu Darwins Selektions-Theorie heraus: "Wie Du BOIS REYMOND einst
die "Lebenskraft" als erklärendes Prinzip ein Mädchen für Alles nannte,
so trifft fürwahr diese Bezeichnung für die DARWIN'sche Formel noch mit
ungleich größerem Rechte zu".
Statt
dessen ginge es darum "die
Gesetze
zu ermitteln, welche der Erscheinungswelt zugrunde liegen
[Hvhbg.: vi] und im Reich
der Organismen nur vielgestaltiger, schwerer zu erkennen und nicht in
so einfache Formeln zu kleiden sind, wie bei der Erforschung der
unbelebten Natur. [...] Der Darwinismus hat diese Gesetze nicht
erklärt! Er verleitet sogar über sie hinwegzugehen." (Heute:
=>Information, Hyperzyklus)
So bedrückend, fast erdrückend diese heute auf globale Ausmaße sich
entwickelnde "andere, schwarze Seite" der darwinschen Theorie auch ist,
an dieser Stelle zurück zum wissenschaftlichen Teil des physikalischen
ewigen Zwangs zum Über-Leben, hin zu jener Grenze, an der das
gesicherte Wissen endet, und jeder spekulative Fehltritt im tödlichen
Abgrund - einem Versagen des Über-Lebens - enden kann.
| | | Für
unsere
wirkliche,
zeitliche
Welt aber ist nicht DAS
Überleben
entscheidend (Fitneß, Leistung, Stärke,
als ewiges
Gesetz), sondern das noch VOR
dem Überleben, vor dem Meta-Leben liegende (konkrete, zeitliche)
WIE
überleben (fitten (anpassen),
erkennen, how to do, Tauglichkeit),
also gerade das, was als zeitliche
Formen des Lebens in der
darwinistischen
Lebens-Physik
aus methodischen Gründen völlig unwesentlich bleiben muß. Ohne die vorherige
Lösung der konkreten zeitlichen Aufgabe "Wie Leben?" ist ein erst dann
möglicherweise resultierendes
Meta-Leben, ein darwinistisches "Über-Leben" unmöglich.
Zu
der Frage des "WIE Leben?" gehört heute ein
notwendig grundlegendes
Verständnis der Information als ein - immer
deutlicher, klarer erkennbar werdendes - entscheidendes Mittel (Medium,
Verfahren, Technik) unseres
(zunehmend drängender auch: Über-) Lebens. Jegliche darwinistische
Erklärungsform ist hierfür auf Grund ihrer einerseits
physikalisch-zeitlosen, allein
an der Ewigkeit ("Meta-Leben", "Überleben") orientierten
Anschauungsform, und
andererseits ihrer systematischen Beschränkung
auf nicht
erkenntnisfähige Lebensformen (Apriori der "Blind-heit"
der
Lebensindividuen)
völlig
unzureichend. |
Das
darwinistische Apriori
der "Blindheit" der einzelnen
Lebensindividuen in ihrem Überlebens-Kampf um die begrenzten Ressourcen
erzwingt bei der Anwendung darwinistischer
Anschauung auf den
Menschen methodisch
notwendig die Leugnung der menschlichen Fähigkeit
zur
Erkenntnis. Zu welchen absurden Konsequenzen dies führt,
ist von ^Susan Blackmore
in ihrer Ausbreitung der darwinistischen Meme-Idee (des "Meme-Mems")
von Richard Dawkins ausführlich
demonstriert worden (leider nicht
explizit sondern implizit).
Mit
der Existenz der darwinschen Theorie überschreitet
diese Theorie das ihr eigenes Gegenstandsthema begründende Apriori der
Blindheit der Lebensindividuen hinsichtlich der Bedingungen ihrer
Umwelt. Ist die
darwinsche Theorie für ihren Gegenstandsbereich eine
zutreffende, dann kann sie für das menschliche Wesen keine bestimmende
Bedeutung haben
(es sei denn, man unterschiede zusätzlich zwischen "Über-Menschen"
(erkenntnisfähig, =>Wissenschaftler, i.e. nur (Selektions-)
Darwinisten, als genetisch von der Natur zur wahren Erkenntnis ihrer
Gesetze auserwählt) und "(Unter-) Menschen" (nicht erkenntnisfähig,
nicht auserwählt)).
Denn hätte sie
eine solche
wesensbestimmende
Bedeutung, dann wäre die Existenz dieser Theorie schlicht unmöglich.
| | | Die
Existenz der darwinschen Theorie selbst ist der Beweis dafür, daß diese
Theorie zur
Beschreibung des menschlichen Wesens keine bestimmende Bedeutung haben
kann, sondern Bedeutung gerade im
Gegenteil hinsichtlich des
Verhältnisses des Menschen zu den - gemäß der darwinschen Theorie den
nicht-menschlichen Lebensindividuen unerkennbaren - nicht-mensch-lichen
äußeren,
biologischen und physikalischen Bedingungen hat; das
"Ganze", Zusammenhang Teil/Ganzes (Umwelt), und eben, wovon der Wurm
noch keine Ahnung hat: der Evolution als solche überhaupt.
Bedeutung
für die menschlichen Gesellschaften selbst hat sie deshalb - im
Gegensatz zu ihrer ideologischen Instrumentalisierung zur Abtreibung
des menschlichen Wesens (= (Sozial-) Darwinismus)
- nur dort, wo das menschliche
Wesen noch nicht bestimmend geworden ist; zur Aufdeckung jener
nicht-menschlichen, noch
erst rein darwinistischen Lebensverhältnisse,
in denen der Mensch noch Umwelt- "blind" - ("sprachlos" und
ver-ANT-WORT-ungs- "frei", umwelt- und bedingungs- "freies", "ewiges
Wachstum" (als hätte es nie einen Charles Darwin gegeben)) - in den
Koben des tierhaften seiner eigentlichen
"Auferstehung" noch harren muß.
|
"Echte", also
wissenschaftliche (Evolutions-) "Darwinisten" müßten demnach an
vorderster Front
gegen die auf gänzliches Unverständnis, gänzlicher paradoxer Negierung
des wissenschaftlichen Teiles der Theorie gründenden ideologischen
Vereinnahmungen und für eine
Aufklärung und damit für eine allgemeine (Hervor-) Entwicklung des
Menschen stehen (wie ehedem z.B. ^Nicolai
oder ^Hertwig). Unter diesem
Fokus betrachtet zeigt sich
schlaglichtartig der absolut desolate Zustand der heutigen
Wissenschaft, in der statt der wissenschaftlichen allein nur noch die
"sozialen" (oder doch erst noch nur rein darwinistischen?) "Karrieren"
der Akteure ("Schulen", Zirkel) im Vordergrund zu
stehen scheinen.
| | | Vielmehr
ist im menschlichen Denken die die "Blindheit" begründende
sensorische Trennung
von mutierendem Individuum einerseits, und "selektierender" Umwelt
andererseits (wiederum) "virtuell"
(und real) aufgehoben.
Im menschlichen Denken kommt es zu einer
neuartigen
Eigenselektion des Lebens durch
das individuelle Leben selbst. Im Denken als
neuartiger Evolutions-Raum findet
die Evolution des Lebens quasi als
(aufgehobenes) ganzes, ungeteiltes zu
sich selbst, verliert als Prozeß ihre zuvor noch
grundlegend bedingte
sensorische
Blindheit.
Statt
allein auf
physikalische Ressourcen beschränkt zu sein, erwächst mit dem Denken
ein neuartiges,
nicht-physikalisches Ressourcen-Reich der, wie wir heute
sagen können: Informationen,
und damit zugleich ein neuer
Bereich sozial zu regelnder ("virtueller",
informatischer)
Lebens-Ressourcen. |
Es ist
heute klar erkennbar, daß das Leben im Laufe der Evolution seine
Möglichkeiten (Mittel, Medien; => Informationen) selbst
geschaffen,
begründet und immer weiter ausgebaut hat. Das Leben selbst ist es, das
durch seine
eigenen Entwicklungen
seine Möglichkeiten "herstellt". Die "Natur", die Naturgesetze bilden
lediglich den äußeren Rahmen, greifen keineswegs als quasi-personales
Wesen (Gott oder in gottähnlicher Form (universale Ratio) als
"Züchter") aktiv
in dieses Entwicklungs-Geschehen (Evolution) ein. Es gibt keine
Naturgesetze, auch keine des "freien Marktes", die z.B. zwischen der
Alternative Sklavengesellschaft oder Gesellschaft gleicher, freier
Bürger auf der Grundlage allgemeiner Menschenrechte entscheiden könnte.
Dies ist eine normative
Entscheidungsvorlage ("Soll-Frage",
Möglichkeits-Raum), auf die die menschliche Gemeinschaft ihre eigene
Antwort finden muß; beschreibende (deskriptive)
naturwissenschaftliche Gesetzesaussagen ("Ist-Frage",
Fakten-Raum) sind hier unmöglich.
Das
"Über-Leben" im jeweils gegebenen physikalischen Rahmen entscheidet
allein das Leben durch die Entwicklung seiner Möglichkeiten selbst.
So bestimmt der Mensch mit seiner Entwicklung allein, was und wie der
Mensch ist. Wenn der Mensch in dunkler Dummheit seine eigenen
Lebensgrundlagen auf diesem Planeten zerstört, so folgt er dabei keinen
Naturgesetzen, sondern seinen eigenen, von ihm selbst entwickelten
Gesetzen. Wie der Mensch lebt, das entscheidet sich an den "inneren"
(gesellschaftlichen und mentalen) Strukturen die er
selbst evolutionär herausentwickelt. Die
Naturgesetze
sind ihm dabei seit der Neuzeit keine Begrenzung,
sondern vielmehr Grundlage
zur Ausweitung und Absicherung seiner Möglichkeiten,
wie bereits Bacon klar erkannte
- Mittel, Medien zur weiteren Herausentwicklung seines ihm
eigenen, menschlichen Wesens. Der Mensch ist den "natürlichen Gesetzen"
(z.B. denen eines "natürlichen, freien Marktes") eben gerade nicht
ausgeliefert wie die "tote" Materie, oder die "blinden" niederen
Lebensformen. Da die Naturgesetze erkannte
Gesetze (= Informationen) sind, ist er ihnen gegenüber gerade nicht
mehr "blind". Vielmehr sind sie ihm derart neue Mittel, eröffnen ihm neue
Lebens-Möglichkeiten.
| | | So
wäre die Kenntnis der natürlichen
Gesetze eines freien Marktes gerade nicht
die Erkenntnis einer Begrenzung, sondern im
Gegenteil die Grundlage
zur Beherrschung, zur Ausbeutung der Möglichkeiten eben
dieser Gesetzmäßigkeiten (= erwartbare, zuverlässige, nutzbare
Teleomatik)
- sofern denn ein solcher "freier Markt" mit solchen vorgeblich
"natürlichen" Gesetzen
tatsächlich auch existiert oder willentlich (politisch) herstellbar,
erzwingbar wäre.
Alles was
"natürlich" gesetzmäßig ist
(teleo-matisch, sicher erwartbar), ist dem Menschen keine Begrenzung
(Unfreiheit), sondern als eine erkannte
Gesetzmäßigkeit (=>
Information) Mittel, Grundlage seiner Freiheit.
Unfrei,
und von den
("freien") "Erkenntnis-trägern" "nutzbare Träger" (Unterworfene) dieser
Gesetzmäßigkeit bleiben allein jene, denen der Glaube an eine solche,
erst noch rein darwinis-tische Unfreiheit (Mittellosigkeit,
"Blindheit") erfolgreich mythisch oder gewalttätig
missioniert werden kann.
Allgemeine
Aufklärung und Bildung an dieser Stelle sind
gleichbedeutend mit einer "Sklavenbefreiung", der Zerschlagung einer
Ausbeutung des Menschen durch den Menschen (=> mittels
"Informations-Vorsprung"). |
Ein Blick auf die aktuelle Bildungspolitik ihres Landes klärt Sie über
die wahre Verfassung ihrer Gesellschaft auf.
_________________
Auf gleicher
"Augen- (Informations-) Höhe" stehend, gibt es "Spiele" (nach dem
atomaren Wett-Rüsten nunmehr das kapitale Wett-Rüsten) die nur
gewonnen werden können wenn sie nicht "gespielt" werden. Die "Natur"
setzt in ihrem "Spiel" immer den ersten "Stein".
Mit
Friedrich Schiller (1759-1805) gesprochen:
Natur lässt sich nicht gegen Willensfreiheit und Selbstbestimmung
setzen. Es ist die höchste Freiheit des Menschen, selbst noch frei von
seiner eigenen Natur zu sein. In dieser Freiheit von der Natur bestimmt
allein nur noch die Vernunft (oder Unvernunft) das Schicksal des
Menschen. Die immer wiederkehrende Behauptung einiger "Mächte", sie
seien durch die Natur legitimiert, dient allein der Legitimation ihrer
Herrschaft und der Unterwerfung der Menschen unter diese.
(Wer
hätte es sich noch vor ein, zwei Jahrzehnten albträumen
lassen, daß diese Einsichten in einem solchen Ausmaß wieder verloren
gehen könnten?)
Wenn
nur die Zwecke erreicht werden, so ist gleichgültig, unter
welcher Hülle es geschieht, und eine Hülle ist immer nöthig. Denn in
der Verborgenheit beruht ein großer Theil unserer Stärke. (Freiherr von
Knigge, nach ^Edit Huber,
Informationsgesellschaft)
(Think-Cube
© J. Viestenz 2007)
- The true
modern, non-classical view -
Diese
nunmehr klare
Ordnung ergibt sich allein durch die Rekonstruktion des
"missing link" der zeitlosen ^klassischen Anschauung, mittels der
Einfügung der notwendigen zeitlich-evolutionären
Zwischenebene des Lebens als eigene, originäre
Wirkungsart und Ursprungs-Etappe zwischen der der "Natur"
("Materie") und der des
menschlichen "Geistes"
Die jeweiligen Gegenseiten
der drei Achsen ("Qualitäten", "Dimensionen", Wirkungsarten,
"Raumöffnungen") erschließen sich dem "Rubik-Knobler" aus
dem zuvor abgebildeten Zustand bzw. logisch durch den
jeweiligen eigenweltlichen evolutionären
Urspungszusammenhang (Urknall, Gene, Selbstbewußtsein)
(A) -
Auf der Suche nach der Information als Gegenstand des
Bedenkens
A.3
Vom
isolierten Denken der Gedanken zum lebendigen Informationsprozess
- Das Denken und das Bedenken
des Denkens
- Die Machtfrage -
Seelische Teilhabe an der göttlichen Sphäre
- Zäsur
der Macht - Empirische Teilhabe an der ewigen Natur
-
Semimoderne Ohnmacht - Evolutionstheorien und
Umweltkrise
- Zeit und Information als Mächtigkeit
in einer zeitlosen Natur
Text
folgt als nächtes, in Kürze ...
siehe: ^Redaktioneller Hinweis
(A) -
Auf der Suche nach der Information als Gegenstand des
Bedenkens
A.4
Ideologie
der universalen Natürlichkeit (Natur) versus lebendige
Informationsgesellschaft
(Kultur)
-
Von der klassischen zur rational-energetischen
Weltseele
- Welt-Mechanismus und Unmöglichkeit einer
natürlichen Freiheit
- Notlage
lebendiger Freiheit: die natürlichen Zwänge
-
Notlage lebendiger Freiheit: vormoderne kulturelle
Zwänge
- Ohne Zeit keine Information - Ohne
Information keine Zeit
- Zeit und Information als
Grundlage moderner Selbstorganisation
Text
folgt als nächtes, in Kürze ...
siehe: ^Redaktioneller Hinweis |